Wirtschaftswachstum im Iran

Der Internationale Währungsfond schätzt die Wachstumsrate Irans im laufenden Jahr auf 2,5 Prozent – bei weiter galoppierender Inflation. Ursprüngliche Prognosen sahen etwas völlig anderes voraus.
Im letzten Bericht des Internationalen Währungsfonds (IWF) vom April 2011 über den Nahen Osten und Zentralasien wurde Irans Wirtschaftswachstum der drei letzten Jahre auf zwischen 0 und 1 Prozent geschätzt. Für 2011 wurde eine Stagnation vorausgesagt. Der Iran hatte gegen diese Prognosen vehement protestiert.
Die korrigierten Zahlen sehen etwas anders aus: 2011 wird die iranische Volkswirtschaft nach dem am Dienstag (21.09.2011) veröffentlichen Bericht zu den „Weltwirtschaftlichen Aussichten“ um 2,5 Prozent wachsen. Das Wirtschaftswachstum des Irans liegt damit niedriger als in Nordafrika und im Nahen Osten. In der entsprechenden Gruppe, die zwanzig Länder einschließlich des Irans umfasst, wird die Wachstumsrate bei vier Prozent liegen – soviel wie im globalen Durchschnitt.
„Korrektur“ der Statistik
Der Korrektur der Wachstumszahlen ging der jährliche Besuch einer IWF-Delegation im Juni voraus. In einer danach veröffentlichten Erklärung wurde Irans Wachstumsrate in 2011 von 0 auf 2,5 Prozent korrigiert. Auch das Wirtschaftswachstum in den Jahren 2008, 2009 und 2010 wurde nachträglich geändert – auf 0,6, 3,5 und 3,2 Prozent. Diese Daten sind auch in dem jüngsten IWF-Bericht zu finden.

Die Geldentwertung im Iran schreitet laut dem IWF-Bericht immer schneller voran.
Die Geldentwertung im Iran schreitet laut dem IWF-Bericht immer schneller voran.

Die Zentralbank der Islamischen Republik Irans hat die Wachstumsrate der letzten drei Jahre noch nicht veröffentlicht. Experten und politische Kreise kritisieren Ahmadinedschads Regierung wegen der Zurückhaltung der wichtigsten Konjunkturindikatoren des Landes.
Zu den Kritikern zählen eine Reihe von einflussreichen Politikern wie  Mohammad Reza Bahonar, Vize-Präsident des Parlaments, Ahmad Tavakkoli, Leiter der Forschungsstelle des Parlaments, und Wirtschaftsmedien Teherans.
 
Die Inflationsrate
Die Geldentwertung im Iran schreitet laut dem IWF-Bericht immer schneller voran: Jetzt wird die Inflationsrate auf 22,5 Prozent geschätzt. Das ist mehr als doppelt so hoch wie in den Ländern im Nahen Osten und Nordafrika – viermal höher als im Irak, fünfmal höher als in Saudi-Arabien, fünfzehnmal höher als in Marokko. Diese Prognosen stimmen mehr oder weniger mit den veröffentlichten Statistiken der Zentralbank und dem Zentrum für Statistik des Irans überein.
Die Inflationsrate im Iran ist seit der islamischen Revolution von 1979 ein stetiges Problem. Selten fiel sie seitdem unter zehn Prozent. Als Hauptgründe gelten die mangelhafte Haushaltsdisziplin und zu viele „Öl-Dollars“ im Wirtschaftskreislauf.
In den vergangenen acht Monaten beschleunigte sich die Inflation erneut:  zwischen Dezember 2010 und August 2011 stieg sie von 12,8 auf 21 Prozent. Mahmood Bahmani, Leiter der Zentralbank Irans, nennt als wichtigsten Grund für diese Entwicklung, die Streichung von Subventionen für Waren, Dienstleistungen, und vor allem Energie.
Fereydoun Khavand