Rekord-Unterschlagung im Iran: 2 Mrd. Euro!

Einem Mann wird vorgeworfen, 3.000 Mrd. Tuman (etwa 2 Mrd. €) durch eine Bank in Khusestan (Süd-Iran) unterschlagen zu haben. Die Veruntreuungsfälle nehmen zu und beschäftigen politische und wirtschaftliche Kreise, aber auch die Medien.
Der Mann mit den Kürzeln A. Kh.  soll Vereinsvorsitzender oder, wie manche Quellen berichten, Besitzer eines iranischen Fußballvereins sein. Er sei auch auf vielfältiger Weise im Handel und in der Industrie aktiv.
A. Kh. befindet sich gegenwärtig in Untersuchungshaft, da er in Zusammenarbeit mit dem Filialleiter der Saderat-Bank in der Stahl-Fabrik Ahwaz falsche Akkreditive ausgestellt und diese für einen geringen Preis an private und staatliche Banken verkauft haben soll. Er habe auf diese Weise große Geldbewegungen in Gang gebracht.
Laut Aftab-News ist A. Kh. mehrfach die gesetzlichen Bestimmungen umgangen. Er soll mit dem Geld aus dem Verkauf der falschen Akkreditive sowie der Unterstützung hochrangiger Regierungsangestellter die  Privatbank „Aria“ gegründet und dafür bei der iranischen Zentralbank eine Lizenz beantragt haben. Die iranische Zentralbank hat nach den neuesten Enthüllungen die Lizenzvergabe aufs Eis gelegt.
In einigen Nachrichtenquellen ist die Rede von einer Gruppe mit dem Namenskürzel  „A“.  Diese Gruppe konnte mit Hilfe der ihr durch das iranische Bankensystem eingeräumten Möglichkeiten große Teile des notwendigen Kapitals der neuen Privatbank „Aria“ bereitstellen. Das bedeutet, diese Privatbank wurde mit  finanzieller Hilfe vorwiegend staatlicher Banken aufgebaut. Deshalb richten sich zahlreiche Vorwürfe an die iranische Zentralbank. Sie habe in Anbetracht der illegalen Aktivitäten der Gruppe zulange geschwiegen.
Andere Veruntreuungsfälle

Shahram Jazayeri hatte bei seinem Prozess auch hohe Amtsträger belastet
Shahram Jazayeri hatte bei seinem Prozess auch hohe Amtsträger belastet

In den letzten  Monaten gab es zahlreiche Fälle von Unterschlagungen durch hohe Beamte und Bankangestellte.  Es gab auch in diesem Zusammenhang einige Verhaftungen. Am 30. Juni gab die iranische Justiz bekannt, dass es fünf Unterschlagungen in fünf Banken gegeben habe. Unter anderem hat die Angestellte „H.C.“ in der Tejarat-Bank 27 Mrd. Tuman (etwa 18 Mio. €) veruntreut. In einem anderen Fall haben zwei Beamte 10,2 Mrd. Rial (etwa 700,000 €) unterschlagen.
Vor den Enthüllungen um A.Kh. waren die größten Unterschlagungen der islamischen Republik die Fälle von Shahram Jazayeri und Morteza Rafighdust.  Der unterschlagene Betrag lag bei Rafighdust bei 123 Mrd. Tuman (etwa 82 Mio. Euro) – ebenfalls bei der Saderat-Bank. Der Fall von Jazayeri, einem 30-jährigen Geschäftsmann, war bis dato der größte und umstrittenste Fall von Unterschlagungen in der islamischen Republik.
Jazayeri werden 120 Fälle von Unterschlagung vorgeworfen. Die bisher noch nicht endgültig erfasste Summe beläuft sich in seinem Fall auf momentan etwa 1.300 Mrd. Tuman (etwa 900 Mio. Euro). Jazayeri wurde 2001 verhaftet und zu 27 Jahren Haft verurteilt. Ihm gelang nach kurzer Zeit unter Mithilfe eines Gefängniswärters die Flucht aus dem Gefängnis. Fünf Jahre später wurde er wieder verhaftet.
Wirtschaftskorruption
Im März dieses Jahres berichtete der iranische Justizchef Sadegh Amoli Laridschani von einer großen Unterschlagung bei einer staatlichen Versicherung im Iran. Nach seinen Angaben sei ein großes Wirtschaftskorruptionsnetz aufgedeckt worden. Dessen Mitglieder sollen durch Fälschung staatlicher Dokumente „dem Volk und den öffentlichen Kassen einen Schaden von mehreren Milliarden Tuman  zugefügt“ haben.
Daraufhin verfassten 223 Mitglieder des Parlaments einen Brief, in dem sie den Justizchef auffordern, der Korruption in der Wirtschaft entschieden entgegen zu treten.
Als Reaktion auf diesen Brief verkündete der Sprecher des iranischen Präsidenten Ahmadinejad, dass dieses Korruptionsnetz aus der Zeit der Vorgängerregierung stamme. Jene Regierungsphase also, in der Shahram Jazayeri verhaftet wurde. Damals hatte Jazayeri mit viel Aufsehen die Namen ranghoher Politiker genannt, die von ihm Geld erhalten haben sollen. Unter anderem nannte er Ayatollah Chamenei, den politischen und religiösen Führer Irans, seinen Bruder Seyed Hadi Chamenei, einige Mitglieder des Parlaments und wichtige Persönlichkeiten der Medienlandschaft.
Dieser Vorwurf wurde von Chameneis  Büro dementiert und Jazayeri verkündete beim Gerichtsverfahren, dass Ayatollah Chamenei kein Geld angenommen hätte.
Die Enthüllungen rund um die 3.000 Mrd. Tuman werfen in politischen und wirtschaftlichen Kreisen die Frage auf, inwieweit die Regierenden und politisch Verantwortlichen bei Korruption und Unterschlagung in der Wirtschaft die Hände mit im Spiel hatten – und immer noch haben.