Irans Erdöl-Export sinkt drastisch

In den vergangenen Wochen haben etliche Länder ihre Erdöl-Verträge mit dem Iran nicht  verlängert. Inzwischen spricht selbst Irans nationale Öl-Gesellschaft (NIOC) von Problemen bei der Erdöllieferung. Gleichzeitig will die Regierung die Benzinpreise um etwa 40 Prozent steigern. Mehr zu Irans Ölgeschäften und den Auswirkungen der internationalen Sanktionen.
Ab dem kommenden Sommer, so eine der gegen den Iran verhängten Wirtschaftssanktionen, wird die Europäische Union (EU) den Import von Erdöl aus dem Iran komplett einstellen. Dabei geht es um etwa 18 Prozent des iranischen Erdölexports. Außerdem wird die US-Regierung die Sanktionen gegen den Iran auf dem Finanzsektor ausweiten, um dessen Ölexporte weiter zu erschweren. Künftig sollen Unternehmen bestraft werden, die mit der iranischen Zentralbank kooperieren. Den Sanktionen schließen sich zudem neben der EU weitere Länder wie Japan, Süd-Korea, China und Indien an – Länder, die bislang zu Irans Hauptkunden auf dem asiatischen Markt gehörten. Iranische Nachrichtenportale berichten unter Berufung auf seriöse Quellen von sinkenden Erdölexporten nach Taiwan, Sri Lanka und Malaysia.
Auch Südafrika soll seit Ende März dieses Jahres kein Erdöl aus dem Iran mehr einführen. Mohsen Ghamsari, der Leiter der internationalen Beziehung bei Irans Nationaler Ölgesellschaft (NIOC), sagte der iranischen Tageszeitung Shargh: „Wir sind dabei, mit Südafrika zu verhandeln.“ Ghamsari nannte die derzeitigen Probleme mit Südafrika „technischer Art“. Weitere Details gab er nicht bekannt.
Europa, Irans Herausforderer

Die Regierung möchte den Benzinpreis um 40 Prozent erhöhen.
Die Regierung möchte den Benzinpreis um 40 Prozent erhöhen.

Während Griechenland Anfang April verkündete, den Import von Erdöl aus dem Iran wegen der erschwerten Finanztransaktionen mit dem Land gestoppt zu haben, klang die iranische Meldung dazu ganz anders. Das staatliche Fernsehen Press TV berichtete, der Iran habe seine Erdöl-Lieferungen an zwei griechische Firmen der Raffinerie-Betreiber Hellenic Petroleum und Motor Oil Hellas eingestellt, da die Griechen ihre Rechnungen nicht beglichen hätten. Zuvor hatte das iranische Ölministerium bekanntgegeben, seine Geschäfte mit Italien und Frankreich abbrechen zu wollen. Mohsen Ghamsari von der NIOC: „Die gegenwärtige Situation wandelt sich ständig. Aus Erdöllieferungen entstandene Beträge können nicht mehr wie früher einfach überwiesen werden. Deshalb müssen wir uns dauernd neue Methoden einfallen lassen, um an unsere Einnahmen gelangen zu können.“
Die iranische Nachrichtenagentur MEHR meldete am 6. April, der Shell-Konzern könne wegen der Finanzsanktionen seine Öl-Rechnung in Höhe von einer Milliarde Dollar an den Iran nicht begleichen.
Hart traf den Iran eine weitere Anordnung der EU Mitte März. Demnach hat der internationale Finanzdienstleister Swift (Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication) seine Datenverbindungen zur iranischen Zentralbank sowie weiteren iranischen Banken blockiert. Damit sollte nicht nur der Export von Erdöl beeinträchtigt werden, sondern auch der Import von Gütern wie Maschinen und Lebensmitteln in den Iran. Rund 15 Millionen Transaktionen zwischen 10.000 Finanzinstitutionen in etwa 210 Ländern laufen täglich über Swift.
Überdies schließen sich inzwischen immer mehr nicht nur europäische, sondern auch asiatische Versicherungsfirmen den Sanktionen gegen den Iran an. Der chinesische Versicherer „China P&I Club“ will ab Juli dieses Jahres Tanker mit iranischem Öl nicht mehr gegen Schäden versichern.
Irans Propaganda-Sender Press TV über die neuen Entwicklungen im iranischen Ölgeschäft:

http://youtu.be/SMlESSB0wkE

Iranische Regierung will die Benzinpreise steigern

Um die fehlenden Erdöleinnahmen zu ersetzen, will die Regierung in Teheran nun die Benzinpreise anheben. Die iranische Nachrichtenagentur MEHR geht in ihrem Bericht von einer Preiserhöhung bis zu 40 Prozent aus. Der Parlamentsabgeordnete Emad Hosseini sagte dem Nachrichtenportal Khaneh Mellat, jeder Preisanstieg beim Benzin wäre unzulässig: “Sollte die Regierung das durchsetzen, würde sie gegen die Beschlüsse des Parlaments handeln.“ Sicherlich, so Hosseini weiter, werde das Parlament „alle notwendigen Maßnahmen treffen, um die Regierung davon abzuhalten“.
In den vergangenen vier Jahren ist es im Iran häufig zu Auseinandersetzungen zwischen der Regierung und dem Parlament gekommen. Politische Beobachter gehen davon aus, dass eine Anhebung der Benzinpreise diese Spannungen  verstärken würde.


 

Autor: Farhad Payar


Aus dem Persischen: Forough Hossein Pour