Iran setzt auf Touristen

Mit der Lockerung der Einreisebestimmungen öffnet die iranische Regierung westlichen Touristen die Tore des Landes. Der Iran will seine touristischen Stärken ausbauen.
Der Iran ist entschlossen, der Welt die Tore zu öffnen. Nicht nur im Falle des Atomstreits öffnet sich das Land internationalen Kontrollen, sondern auch für viele Touristen. „Wir sind ein sicheres Land. Nun müssen wir westlichen Urlaubern die Angst nehmen, in den Iran zu reisen“, sagte der Leiter des iranischen Fremdenverkehrsamts, Mohammad Ali Najafi.
Bislang waren höhere iranische Politiker gegen Massentourismus aus der westlichen Welt. Sie befürchteten „eine kulturelle Invasion des Westens“. Die neue Regierung vertritt eine andere Meinung. Najafi, der zum engeren Kreis des neuen Präsidenten Hassan Rouhani gehört, betonte, die neue Regierung unterstütze den Wirtschaftszweig Tourismus. Im Gegensatz zu konservativen Politikern hält sie strenge Einreisebestimmungen und Sicherheitsvorkehrungen für überflüssig.

Die altiranische Residenzstadt Persepolis
Die altiranische Residenzstadt Persepolis

In den vergangenen zwei Monaten hat das iranische Fremdenverkehrsamt bereits mehrmals angekündigt, den Iran für Touristen attraktiver machen zu wollen. Der Londoner Zeitung Guardian sagte Najafi: „In den kommenden Monaten erwarten wir eine weit größere Zahl von Besuchern aus dem Ausland als bisher.“ Steigende Buchungen in den Reisebüros sind ein gutes Zeichen dafür.
Die iranische Regierung teilt die Länder der Welt in Sachen Einreisevisa in drei Gruppen. Die erste umfasst Länder wie die Türkei und Syrien, deren Staatsangehörige ohne Visum in den Iran einreisen dürfen. BürgerInnen der zweiten Länderkategorie, die das Land als Reisegruppe besuchen, brauchen auch kein Visum. Den Angehörigen der dritten Gruppe soll demnächst bei Einreise an der Grenze ein Visum erteilt werden.
Tourismus heute
Im vergangenen Jahr besuchten etwa vier Millionen Reisende den Iran. Die meisten von ihnen waren schiitische Pilger aus Nachbarländern wie Pakistan und dem Irak. Die Besucher aus europäischen Ländern seien überwiegend ältere Bildungsbürger mit Interesse an historischen Denkmälern, erklärte Najafi. Ihm zufolge betrugen die Einnahmen aus dem Tourismus 2012 zwei Milliarden US-Dollar, nun rechnet er mit dem fünffachen Umsatz: „Die meisten Touristen weltweit sind Chinesen. Deshalb haben wir viele Vertreter der chinesischen Fremdenverkehrsbehörden eingeladen.“
Gute Voraussetzungen
Naghshe-Jahan-Platz (heute: Imam-Platz) in Isfahan, erbaut zwischen 1590 und 1595
Naghshe-Jahan-Platz (heute: Imam-Platz) in Isfahan, erbaut zwischen 1590 und 1595

Der Iran hat eigentlich optimale Bedingungen für Tourismus: Klimatische und kulturelle Vielfalt, abwechslungsreiche Landschaften und Traditionen, Dauersonnenschein und angenehme Temperaturen, historische Denkmäler, schöne Künste und Handwerke. Trotzdem ist das Land als Reiseziel eher unbeliebt. Was Touristen am meisten abschreckt, sind die Willkür der Behörden und herrschende islamische Regeln wie zum Beispiel die Todesstrafe durch Steinigung oder öffentliches Auspeitschen. Als nach den Protesten gegen Manipulationen bei den Präsidentschaftswahlen 2009 auch mehrere ausländische Staatsangehörige verhaftet wurden, rieten viele Länder ihren BürgerInnen aus Sicherheitsgründen, den Iran zu verlassen und nicht dorthin zu reisen. Einige Tourismusportale warnen immer noch vor Gefahren bei Reisen in den Iran.
Doch Fachleute aus der Tourismusbranche berichten auch von den tatsächlichen Erfahrungen von IranbesucherInnen. Die lauten oft: „Am Ende waren wir überrascht. Es war nicht so schlimm, wie wir vor der Reise angenommen hatten.“
SL