Reis-Krise im Iran

Der Iran importiert jährlich über eine Million Tonnen Reis aus dem Ausland. Ist der Bedarf tatsächlich so hoch? Hintergründe zu den Geschäften mit Reis.
Ob als Gericht oder als Beilage zu verschiedenen Soßen: Reis gehört traditionell zur iranischen Küche und zählt zu den Hauptnahrungsmitteln des Landes. Offiziellen Angaben zufolge verspeisen die IranerInnen pro Kopf jährlich etwa 40 Kilogramm Reis – zum Vergleich: jährlicher pro Kopf Reisverbrauch in Deutschland liegt bei 5,5 Kilogramm. Auf die gesamte Bevölkerung hochgerechnet beträgt der iranische Jahresbedarf etwa 2,9 Millionen Tonnen.
Seit die Preise für Lebensmittel wegen der Wirtschaftskrise im Iran um etwa 60 Prozent anstiegen, kostet iranischer Reis sieben Mal soviel wie aus dem Ausland importierter. Neuen Zahlen zufolge führte das Land allein von April bis Juni dieses Jahres 537.000 Tonnen Reis im Wert von 609 Millionen Dollar ein. Laut dem Leiter des iranischen Lebensmittelverbands, Ghasemali Hassani, geschieht das, “um die Preise des inländischen Reises auf dem Markt zu regulieren“.
“Sinnlose” Maßnahme

Im Iran werden jährlich etwa 2,2 Millionen Tonnen Reis angebaut
Im Iran werden jährlich etwa 2,2 Millionen Tonnen Reis angebaut

Der Leiter des iranischen Reisverbands, Jamil Alireza Shayegh, dagegen bezeichnet diese Regierungsmaßnahme als „sinnlos“. Aufgrund des „willkürlichen Reisimports“ würden viele Händler den iranischen Reis in den Lagern lassen und stattdessen den günstigeren importierten verkaufen, so Shayegh. Reis aus Indien etwa hätte „längst die iranischen Esstische erobert”, und Familien “aus den ärmeren Schichten kaufen selbstverständlich den billigeren Reis”, so Shayegh.
Dabei baut der Iran jährlich etwa 2,2 Millionen Tonnen Reis selbst an. Und obwohl dem Land damit für seinen Jahresbedarf lediglich 600.000 Tonnen fehlen, wurden im vergangenen Jahr etwa 70 Prozent des iranischen Gesamtbedarfs aus Indien eingeführt.
Tote durch verseuchten Reis
Und nicht nur über die Menge, sondern auch über Gesundheitsgefahren wird hinsichtlich des Reisimports diskutiert. Vor drei Jahren stellten iranische Labors bei dreizehn Reissorten hochgiftige Inhaltsstoffe wie Arsen fest. Die verseuchten Reissorten stammten aus der Region Panjab in Indien. Und obwohl indische Behörden damals die iranischen Laborergebnisse bestätigten, führte der Iran weiter Reis aus Indien ein.
Reis gehört traditionell zur iranischen Küche und zählt zu den Hauptnahrungsmitteln des Landes
Reis gehört traditionell zur iranischen Küche und zählt zu den Hauptnahrungsmitteln des Landes

Im Februar 2012 meldeten iranische Medien dann 449 Todesfälle innerhalb von neun Monaten durch verseuchten Reis. Dabei soll das hochgiftige Aluminiumphosphid die Todesursache gewesen sein.
“Wir haben das Gesundheitsministerium vor den verseuchten Reissorten gewarnt”, sagte Hassan Taemini, Mitglied der Gesundheitskommission im iranischen Parlament, im Mai. “Aber leider wurde bis heute nichts unternommen.” Die Reissorten würden “einfach weiterhin verkauft”.
Taemini warf den Reisimporteuren “Mafia-Geschäfte” vor – ohne jedoch konkrete Namen zu nennen. “Wer mit Reis handelt, verdient gutes Geld”, so der Abgeordnete. Darunter gebe es einige „die es vermeiden, gute Sorten zu importieren. Stattdessen kaufen sie schlechte Qualität zu niedrigen Preisen aus Indien und Pakistan und verkaufen den Reis dann zum vielfachen Preis hier.”