Augenzeugenbericht aus Teheran: Militarisierung der Straßen vor dem Frauentag

Was folgt, ist ein Bericht, der im Herzen Teherans entstanden ist.

Im Vorfeld des Internationalen Frauentages am 8. März hat die iranische Regierung ihre Sicherheitsvorkehrungen in Teheran drastisch verschärft. Berichten zufolge positionieren sich in der iranischen Hauptstadt Sicherheitskräfte und Spezialeinheiten vorbeugend gegen mögliche Proteste insbesondere von Frauen und nach den Parlamentswahlen am 1. März, die wenig Beteiligung gefunden hatten. Die Maßnahmen erscheinen als Teil eines breiteren Versuchs der Vergeltung gegenüber Oppositionellen zu sein, wobei vor allem Frauen ins Visier genommen werden.

Obwohl der 8. März in zahlreichen Ländern als Feiertag anerkannt und zur Demonstration gegen Geschlechterungleichheit genutzt wird, hat die patriarchalische Führung der Islamischen Republik diesen Tag nie anerkannt. Stattdessen unterdrückt die Islamische Republik seit Jahren die Stimmen von Frauenrechtlerinnen und queeren Menschen. Die Rückkehr der offiziellen und inoffiziellen Hijab-Patrouillen der sogenannten Sittenpolizei verdeutlicht, dass das Regime die Unterdrückung von Frauen und queeren Menschen nicht nur auf den Internationalen Frauentag beschränkt hat.

Augenzeugenberichte aus Teheran beschreiben eine deutliche Präsenz von Sicherheitskräften in den Straßen. Alle zehn Schritte seien weibliche Beamte postiert, die speziell Frauen ohne Kopftuch oder Transpersonen zur Rechenschaft zögen. Bei Widerstand werden sie unterstützt von männlichen Polizisten in grünen Uniformen schnell zu Festnahmen übergegangen. Die vor den Wahlen bereits sichtbare Militarisierung der öffentlichen Räume habe sich somit weiter intensiviert. Besonders auf der Revolutionsstraße, einer Hauptverkehrsader Teherans, ist den Berichten zufolge ein hohes Maß an Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden. Polizeifahrzeuge und Sicherheitsbeamte dominierten das Stadtbild. Auch weiße Ambulanzen seien zu sehen, die in der Vergangenheit für Festnahmen genutzt wurden, was als schlechtes Zeichen gewertet wird.

Demonstration der Frauen in Teheran gegen den Schleierzwang - 8. März 1979
Die letzte Massendemonstration der Frauen in Teheran gegen den Schleierzwang am 8. März 1979

Hijabwächter*innen vor Metro-Stationen

Die strengen Sicherheitsmaßnahmen erstrecken sich bis zu den Eingängen der U-Bahn-Stationen, wo Hijab-Wächterinnen neben bewaffneten Polizisten patrouillieren. Selbst das Gebiet um das Stadttheater, einst ein Rückzugsort für Transpersonen und ein Ort der Ruhe, ist demnach abgeriegelt und wird streng überwacht.

Die Maßnahmen der Regierung spiegeln wider, dass Frauen und ihr Widerstand gegen den verpflichtenden Hijab eine der Hauptschwachstellen des Regimes darstellen. Durch gezielte Einschüchterung und Schaffung einer Atmosphäre der Angst versucht die Regierung, jeden Widerstand im Keim zu ersticken und die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten.

Diese Entwicklungen in Teheran unterstreichen die anhaltende Unterdrückung von Frauen und Minderheiten im Iran, insbesondere im Vorfeld des Internationalen Frauentages, und werfen erneut ein Schlaglicht auf die herausfordernden Bedingungen für alle, die dort für Gleichberechtigung und Freiheit kämpfen.

Quelle: Radio Zamaneh

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