Amnesty International: „Irans Gefängnisse werden zu Massenhinrichtungsstätten“

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) warnt in einem aktuellen Bericht davor, dass die Gefängnisse im Iran zu einem Ort „massenhafter Hinrichtungen“ geworden seien. 2023 habe das Land einen erschreckenden Anstieg der Zahl der Exekutionen verzeichnet. Es erfordere das dringende Handeln der internationalem Gemeinschaft, um diese Entwicklung zu stoppen, so AI.

Laut dem Bericht wurden allein im Jahr 2023 mindestens 481 Menschen wegen Drogendelikten hingerichtet, was mehr als die Hälfte der insgesamt 853 dokumentierten Hinrichtungen in diesem Jahr ausmacht. Diese alarmierenden Zahlen verdeutlichten einen klaren Trend: Iran setze die Todesstrafe zunehmend als Instrument ein, um Angst unter der Bevölkerung zu verbreiten und seine Macht zu festigen, so die Menschenrechtsorganisation.

Amnesty betonte die Notwendigkeit stärkerer internationaler Maßnahmen, um diese Welle der Gewalt zu stoppen. Ohne entschiedenes Eingreifen könnte die Anzahl der Hinrichtungen im Iran in den kommenden Jahren in die Tausende gehen. Insbesondere nach den Protesten unter dem Motto „Frau-Leben-Freiheit“ im Jahr 2022, die vom iranischen Regime brutal niedergeschlagen wurden, ist dem Bericht zufolge ein deutlicher Anstieg der Hinrichtungen zu beobachten. Laut AI wurden in diesem Zusammenhang allein neun Protestteilnehmer hingerichtet.

Darüber hinaus kritisiert der Bericht die unverhältnismäßig harte Vorgehensweise der iranischen Anti-Drogen-Politik, die vor allem arme und marginalisierte Bevölkerungsgruppen treffe. 2023 stiegen die Hinrichtungen insgesamt um 48 Prozent im Vergleich zum Vorjahr an, wobei 56 Prozent wegen Drogendelikten verhängt wurden.

Amnesty weist auch darauf hin, dass der Iran weiterhin Personen exekutiert, die zum Zeitpunkt des Verbrechens minderjährig waren. Ein besorgniserregender Fall ist der des 17-jährigen Hamidreza Azari, der für ein Verbrechen hingerichtet wurde, das er im Alter von 16 Jahren begangen haben soll. Sein Alter wurde in staatlichen Medienberichten fälschlicherweise als 18 angegeben, um die Verantwortung der iranischen Behörden zu verschleiern.

Die Organisation weist auch auf die überproportionale Zahl von Angehörigen der sunnitischen Minderheit der Belutschen unter den Hingerichteten hin, die etwa 5 Prozent der Bevölkerung, aber 20 Prozent der Hingerichteten in 2023 ausmachten. 

Die steigende Zahl der Hinrichtungen insbesondere für Drogendelikte nach einem Rückgang in den Jahren 2018 und 2020 zeigt ein besorgniserregendes Zurückkehren zu den Praktiken der Vorjahre. Amnesty International appelliert an die internationale Gemeinschaft, den Druck auf Iran zu erhöhen, um den Einsatz der Todesstrafe als Mittel der Unterdrückung zu beenden.

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