Wer wird Präsident? Die Favoriten auf der Kandidatenliste

686 Personen  haben ihre Kandidatur für die iranischen Präsidentschaftswahlen am 14. Juni beim Wahlkomitee angemeldet. Die Bewerber und Bewerberinnen  sind zwischen 19 und 78 Jahre alt, dreißig von ihnen sind Frauen. Wer tatsächlich antreten darf, obliegt nun der Entscheidung des Wächterrats. Im Internet wird bereits heftig über den künftigen elften Präsidenten des Iran debattiert.
Nur wenige Minuten vor Ablauf der Bewerbungsfrist ließ sich am Samstag doch noch Ayatollah Hashemi Rafsanjani auf der Kandidatenliste für die iranischen Präsidentschaftswahlen eintragen. Schnell versammelten sich vor dem iranischen Innenministerium Hunderte, die den Antritt der 78-jährigen Ex-Präsidenten mit Parolen wie „Der Retter der Nation ist da“ begrüßten. Drinnen sagte Rafsanjani den Journalisten, er sei „gekommen, um zu dienen“. Die Bevölkerung habe das Recht, darüber abzustimmen. Ayatollah Rafsanjani, einer der wichtigsten Mitbegründer der islamischen Republik, hat sich zu einem der mächtigsten Männer des Landes entwickelt, auch wenn seine Stellung seit der letzten Präsidentenwahl vor vier Jahren mächtig ins Wanken geraten ist – unter anderem wegen seiner Kritik an Ahmadinedschads Politik.
Am letzten Tag der Bewerbungsfrist sorgte auch Esfandiar Rahim Mashaie, Berater des aktuellen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad, für Aufsehen. Zum Eintrag in die Bewerberliste kam er demonstrativ in Begleitung des Regierungschefs und sagte: „Ich sehe mich verpflichtet, die Politik dieser Regierung fortzuführen.“ Rahim Mashaie zählt zu den umstrittenen Personen um Ahmadinedschad. Er gilt in den Kreisen um den religiösen Führer des Iran, Ayatollah Ali Khamenei, als „Abweichler“. So bezeichnen die Hardliner die Weggefährten Ahmadinedschads, die nach ihrer Auffassung vom Kurs der islamischen Revolution abgekommen sind. Politische Beobachter halten die Kandidaturen Rafsanjanis und Rahim Mashaies deshalb für eine Herausforderung für das religiöse Oberhaupt.
Reaktionen im Netz

Nach der Verfassung darf der Amtsinhaber Mahmoud Ahmadinedschad nach zwei Amtsperioden nicht mehr kandidieren
Nach der Verfassung darf der Amtsinhaber Mahmoud Ahmadinedschad nach zwei Amtsperioden nicht mehr kandidieren

Noch während Rafsanjanis Antritt beim Wahlkomitee reagierten iranische Blogger kontrovers auf seinen Schritt. Während einige Social-Network-User ihn als „Retter der Nation“ begrüßten, nennen andere Rafsanjani „Verbrecher“ und „Heuchler“. Der Blogger Majmaee Divanegan schreibt, Rafsanjani zu unterstützen falle ihm schwer, denn er habe bei seinem politischen Werdegang viele Fehler gemacht. Aber dennoch sei er angesichts der gegenwärtigen Situation des Landes die beste Wahl, da er den massiven Druck auf die Reformer zu mildern versuche und somit die politisch angespannte Lage des Landes beruhigen könne, so der Blogger. Er hofft, dass Rafsanjani in Zukunft „nicht mehr die Korruption und Verbrechen im Lande zu verbergen versucht“.
Die Anhänger von Rahim Mashaei gründeten sofort eine Fanseite im Netzwerk Facebook. „Mashaie wird das Spiel lenken“, behauptet der Blogger Mohandes Mashaie und prophezeit, Mashaei werde die Wahlen gewinnen. Der Blogger Azarak betitelt seinen Eintrag mit: „Der Plan: Die Wahlen möglichst heiter darzustellen.“ Die politische Kulisse diene lediglich dazu, den Wählern eine breite Auswahl an Kandidaten vorzutäuschen, um sie für die Wahlen zu mobilisieren.
Andere Blogger wie Afsoos schwören, die diesjährige Wahl zu boykottieren. „Es ist mir egal, ob Rafsanjani oder Mashaie als Retter bezeichnet werden. Ich werde aus Respekt vor einer jungen Frau, die bei den Protesten vor vier Jahren nur wenige Schritte von mir entfernt auf offener Straße erschossen wurde, dieses Mal meine Stimme nicht abgeben“, schreibt er. Der Blogger Qatreh fasst kurz und satirisch zusammen: „Eilt zu den Wahlen! Gebt eure Stimme ab und überlasst uns das Wahlergebnis! Mit freundlichen Grüßen, der Wächterrat.“
Eine Aufgabe des Wächterrats ist die Überprüfung der Kandidaten auf ihre Treue zu dem islamischen System und dem religiösen Führer.
Prominente Kandidaten
Neben Ayatollah Rafsanjani und Rahim Mashaei stehen 38 weitere prominente Persönlichkeiten auf  der Bewerberliste, darunter der iranische Atomunterhändler und Chef des iranischen Sicherheitsrates Saeed Jalili, der frühere Außenminister Manouchehr Mottaki, Ramin Mehmanparast, Sprecher des Außenministeriums, Teherans Bürgermeister Mohammad Bagher Ghalibaf, Mohsen Rezaei, ein  ehemaliger General der Revolutionsgarde und Mitglied des Schlichtungsrats, Haddad Adel, der ehemalige Chef des iranischen Parlaments, der außenpolitische Berater Ayatollah Khameneis Ali Akbar Velayati, Mohammadreza Aref, einst Vizepräsident unter Präsident Mohammad Khatami, der Medienberater des jetzigen Präsidenten, Ali Akbar Javanfekr, sowie auch der Bruder des derzeitigen Regierungschefs, Davood Ahmadinedschad.
Wer von den BewerberInnen bei der Präsidentschaftswahl am 14. Juni tatsächlich antreten darf, wird der Wächterrat am 22. Mai bekannt geben.