Tatsächliche und sprichwörtliche Brücken

Die iranische Architektin Leila Araghian hat für ihren Entwurf einer Brücke einen der renommiertesten Architektur-Preise der Welt erhalten. Brücken möchte auch der iranische Botschafter in Deutschland bauen: Der Iran und Deutschland sollen bei Kunst und Kultur stärker kooperieren. Kultur-News aus der Islamischen Republik. 

Die Iranerin Leila Araghian ist von Architizer, einer Online-Plattform für Architektur und Design, mit dem ersten Preis des A+ Award in der Kategorie „Brücken und Autobahnen“ ausgezeichnet worden. Araghian bekam die Auszeichnung für die Ende 2014 eingeweihte Teheraner Tabiat-Brücke, die sie vor fünf Jahren entwarf. Die kurvige Brücke verbindet zwei Parks, die durch eine Autobahn getrennt werden, und hat drei Ebenen: eine für JoggerInnen und RadfahrerInnen, eine mit Cafés und eine, die als Aussichtsplattform dient.
Sie habe mit der Brücke nicht nur eine Verbindung zwischen zwei Punkten entwerfen wollen, so die 31-jährige Araghian: „Es ist üblich, dass Brücken gradlinig entworfen werden. Und grade Linien fordern quasi dazu auf, vorwärts zu gehen. Ich aber hatte den Wunsch, dass die Menschen auf meiner Brücke bleiben. Die Brücke ist nicht nur eine Struktur, die zwei Punkte miteinander verbindet, sondern auch ein Ort, an dem Menschen sich aufhalten und Spaß haben können“, sagte die Architektin in einem Interview mit Al-Jazeera. Zu sehen, dass die Umsetzung ihrer Vision so gut gelungen sei, erfülle sie mit großer Freude, zumal die Tabiat-Brücke ihr erstes Projekt war, so Araghian weiter. Von iranischen Architekturkennern wird das 270 Meter lange Bauwerk bereits als drittes Wahrzeichen der Hauptstadt nach dem Azadi- und dem Milad-Turm gehandelt.
In mehr als 60 Kategorien – vom Wohnhaus über den Wolkenkratzer, von der Bibliothek bis zur Brücke – ermittelt das amerikanische Architekturportal Architizer jährlich „die besten“ Bauwerke. Die Auszeichnung gehört zu den höchsten Würdigungen, die ArchitektInnen und ihre Bauwerke erhalten können. Es gibt jeweils einen Publikums- und einen Juryentscheid. Die Bauten dürfen nicht älter als drei Jahre sein.
Irans Botschafter in Deutschland: Mehr kulturelle Zusammenarbeit

Isfahan ist eine der Touristenzentren des Iran, mit alten Brücken, Plätzen und einem bezaubernden Basar
Isfahan ist eine der Touristenzentren des Iran, mit alten Brücken, Plätzen und einem bezaubernden Basar

Ali Majedi, der iranische Botschafter in Deutschland, hat in einer Rede im deutschen Außenministerium den Iran und die Bundesrepublik zu einer stärkeren Zusammenarbeit in den Bereichen Kunst und Kultur aufgefordert. Dies seien die „besten Mittel“, um die Völkerverständigung voranzutreiben, sagte der Diplomat. Er zeigte sich erfreut über die wachsende Zahl deutscher TouristInnen im Iran. Sie sei im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2013 um 50 Prozent gestiegen, so Majedi.Dies spiegele das wachsende Interesse am Iran wider.
Der iranische Botschafter war vergangenen Mittwoch einer Einladung des deutschen Außenministeriums gefolgt, im Rahmen der Ausstellung „Von einer Reise nach Isfahan“, in der die Werke des deutschen Fotografen und Malers Frank Rödel gezeigt werden, zu sprechen. Bis zum 9. Juli haben Iran-Interessierte die Gelegenheit, die Ausstellung zu besuchen.
Maschhad wird „Hauptstadt der Islamischen Kultur 2017“
Der ostiranischen Stadt Maschhad ist von der Islamischen Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur (ISESCO) der Titel „Hauptstadt der Islamischen Kultur 2017“ für die asiatische Region verliehen worden. Dieser wird seit 2005 an Hauptstädte der islamischen Kultur in der arabischen, afrikanischen und asiatischen Welt vergeben. Bereits 2006 trug mit Isfahan eine iranische Stadt den Titel.
Jährlich besuchen Hunderttausende  Schiiten den Schrein von Imam Reza in Maschhad
Jährlich besuchen Hunderttausende Schiiten den Schrein von Imam Reza in Maschhad

Der iranische Kulturminister Ali Jannati zeigte sich staatlichen Medien gegenüber angesichts der Ehrung erfreut: „Das wird für uns erneut eine Gelegenheit sein, der Welt unsere reiche Kultur zu präsentieren“, so Jannati. Maschhad werde bei der Organisation kultureller Veranstaltungen auf den Erfahrungsschatz Isfahans und anderer Städte zurückgreifen, denen dieser Titel in der Vergangenheit zuteil wurde, so der Kulturminister bei einer Pressekonferenz.
Maschhad ist die Hauptstadt der iranischen Provinz Razavi-Khorasan und die zweitgrößte Stadt der Islamischen Republik. Sie gilt als eine der sieben heiligen Stätten des schiitischen Islams, weil dort die Gouharschad-Moschee und das Grabmal des (achten) Imam Reza liegen. Die Stadt wird jährlich von Hunderttausenden schiitischen Pilgern besucht.
Iran erhält antike Artefakte zurück
Das Orientalische Institut der amerikanischen Universität von Chicago hat dem Iran insgesamt 108 altiranische Artefakte zurückgeschickt, nachdem der Internationale Gerichtshof in Den Haag nach Jahren rechtlicher Auseinandersetzungen zugunsten des Iran entschieden hat. Die Artefakte werden seit ihrer Ankunft vergangenen Mittwoch im Teheraner Nationalmuseum aufbewahrt.
Iran fordert die Rücksendung von  etwa 30.000 Platten mit achämenidischen Inschriften, die 1933 in Persepolis gefunden und der Universität von Chicago geliehen wurden
Iran fordert die Rücksendung von etwa 30.000 Platten mit achämenidischen Inschriften, die 1933 in Persepolis gefunden und der Universität von Chicago geliehen wurden

Sie waren 1937 während einer Expedition von Archäologen der Universität von Chicago im Südwesten des Iran gefunden und in den 1960er Jahren an das Orientalische Institut der Hochschule verliehen worden. Der Aufforderung der iranischen Seite, die historischen Platten und Artefakte in ihrer vollen Zahl zurückzugeben, lehnte das Orientalische Institut ab.
Aktuell befindet sich der Iran noch in einem anderen Rechtsstreit mit der amerikanischen Universität: Er fordert die Rücksendung von insgesamt etwa 30.000 Platten mit achämenidischen Inschriften, die 1933 in Persepolis gefunden und 1937 der Universität von Chicago geliehen wurden. Der Ausgang des Rechtsstreits ist offen.
JASHAR ERFANIAN