Schauplätze und Nebenschauplätze eines Krieges

Pilgerfahrt nach Mekka gestoppt
Die Atmosphäre bleibt trotz solcher Versuche der Mäßigung gespannt, die iranische Regierung steht unter Handlungsdruck. Am Montagabend verkündete der Minister für Kultur und Islamische Führung, Ali Djannati, im staatlichen Fernsehen: Solange die beiden saudischen Beamten nicht verhaftet und bestraft worden seien, werde es keine Pilgerfahrten nach Mekka außerhalb der offiziellen Pilgerzeit mehr geben.
Während das offizielle Saudi-Arabien den Vorfall ignoriert und schweigt, dreht sich die Propagandaspirale in Teheran weiter. „Vergewaltigung und Erniedrigung der Pilger haben System“, erklärte am Dienstag die iranische Justizbehörde, die von Hardlinern kontrolliert wird. Die Stellungnahme ist damit eine Art juristisch-religiöses Gutachten – und das hat weitreichende Konsequenzen. Denn es stellt die Fähigkeit Saudi-Arabiens infrage, „Hüter des Gotteshauses“ für alle Muslime zu sein.
Doch von all dieser iranischen Aufregung und Empörung ist in den saudischen Medien nichts zu erfahren. Iran und Saudi-Arabien sind offenbar zurückgekehrt zum Nullpunkt, zu jener gespannten Zeit vor 29 Jahren, als der iranische Republikgründer Ayatollah Ruhollah Khomeini sagte: „Ich werde wahrscheinlich irgendwann Saddam Hussein verzeihen, aber niemals den Al Saud.“ Doch Zeitvergleiche sind immer problematisch. Der Irak, Kriegsgegner von damals, ist längst zum Verbündeten avanciert und es ist Saudi-Arabien, das sich in einem Krieg ohne erreichbare Ziele befindet.
Gefährliche Rivalität, ungewisse Zukunft

Die Huthi-Rebellen sind gut bewaffnetet und  im Guerillakrieg erfahren
Die Huthi-Rebellen sind gut bewaffnetet und im Guerillakrieg erfahren

Die Flamme lodert lichterloh, militärisch wie propagandistisch, und sie hat viele Potentiale. Sie kann sich zu einem sehr großen Flächenbrand entwickeln, dessen Feuersbrunst Grenzen überschreitet und mehrere Länder erreicht. Oder sie wird zu einem unendlichen Schwelbrand mit ungewissem Ausgang. Nur verpuffen wird sie nicht so schnell.
Was aus dem jemenitischen Krieg wird, wissen wir auch in der dritten Wochen der saudischen Luftangriffe nicht. Wohin dieses militärische Abenteuer schließlich führen wird, hängt auch von Taten und Worten der Machthaber in Teheran ab. Noch versucht die Regierung in Teheran, einen kühlen Kopf zu bewahren, denn die Islamische Republik ist weder willens noch fähig, sich in ein militärisches Abenteuer zu begeben – zumal man gerade dabei ist, sich über die Atomverhandlungen der Welt der Diplomatie zu nähern.
Während Außenminister Javad Zarif am Dienstag in der spanischen Hauptstadt Madrid einen Vierpunkte-Friedensplan für den Jemen vorlegte – den Saudi-Arabien natürlich umgehend ablehnte -, steht die westliche Welt merkwürdigerweise voll hinter Saudi-Arabien. Am Dienstagabend hat der UN-Sicherheitsrat die Huthi-Rebellen mit einem Waffenembargo belegt und sie zum Rückzug aus den von ihnen besetzten Gebieten aufgefordert. Diese Resolution sei eine direkte Unterstützung für den Feind, schreibt Stunden später die von den Huthis kontrollierte jemenitische Nachrichtenagentur: Das Volk werde diese Feindschaft bestrafen.
   ALI SADRZADEH