Reich werden durch Sanktionen

Der Iran sucht mit Hochdruck nach Wegen, um den UNO-Sanktionen zu entgehen, die ihm infolge seines umstrittenen Atomprogramms auferlegt wurden. Dazu ist die Regierung in Teheran auf Hilfe angewiesen. Die wird von denjenigen geleistet, die dem Regime besonders nahestehen.
Die internationalen Wirtschaftssanktionen gegen den Iran erschweren zunehmend den Handel des Landes mit Rohöl und Erdölprodukten. Angeblich werden deshalb private Zwischenhändler immer wichtiger. Seit Beginn der Amtszeit von Präsident Mahmoud Ahmadinedschad im Jahr 2005 vermehrt sich die Zahl der Firmen, die der iranischen Revolutionsgarde gehören, enorm. Sie übernehmen immer beachtlichere Marktanteile im Erdölsektor, sowohl in der Förderung wie auch im Verkauf.
Dabei häufen sich Nachrichten über die Rolle dieser Firmen – und damit auch die Rolle hochrangiger Angehöriger der Revolutionsgarde – beim Umgehen der Sanktionen. Am Freitag berichtete das Nachrichtenportal BAZTAB unter dem Titel „Das Geheimnis des Weiterbestehens der Sanktionen“: „Der Gewinn, der mit dem Umgehen des Wirtschaftsembargos gemacht wird, beträgt etwa 40.000 Milliarden Tuman – etwa 9 Milliarden Euro. Es ist damit das größte Außenhandelgeschäft des Landes.“
Gewinn durch Restriktion und Krise

BAZTAB zufolge ist diese beachtliche Summe der Grund für das Interesse der Zwischenhändler daran, dass die Sanktionen fortbestehen und sich die diplomatische Krise des Landes weiter verschärft.


Durch die Sanktionen verliert das iranische Geld immer mehr an Wert - Foto: zohur12.ir
Durch die Sanktionen verliert das iranische Geld immer mehr an Wert - Foto: zohur12.ir

Im Sommer 2012 verhängten USA und EU scharfe Sanktionen gegen die Islamische Republik Iran. Ihr Ziel war es, den Handel des Iran mit Erdöl und Ölprodukten zu erschweren und dadurch seine Deviseneinnahmen zu reduzieren. Die iranische Regierung aber umgeht diese Sanktionen mithilfe der Tarnfirmen. Nicht „Imperialismus und Zionismus“ würden damit von den Sanktionen profitieren, schreibt BAZTAB, „sondern die Glaubensbrüder und Auserwählten im Inland, die astronomische Umsätze an Land ziehen.“ Vetternwirtschaft und fehlende Transparenz erleichterten das, führt das den Hardlinern nahestehende Portal weiter. Zwischenhändler verdienten neben ihrer Provision auch durch die Manipulation von Rechnungen und durch künstlich überzogene Einkaufspreise.
Die der Revolutionsgarde zugehörige Nachrichtenagentur „Sepah News“ hatte schon Ende Februar berichtet, dass ein hoher Vertreter von Revolutionsführer Ali Khamenei in der Provinz Markazi Fachkräften und Ingenieuren der „Basij“ – einer der Revolutionsgarde zugehörigen Institution – empfohlen hatte, „mit Kreativität und innovativen Ideen die Sanktionen zu umgehen und neue Möglichkeiten zu schaffen.“ Es ist ein offenes Geheimnis, dass seit der Amtsübernahme von Ahmadinedschad die großen Aufträge im Bereich Erdöl und Erdgas an staatlichen Richtlinien vorbei an Firmen vergeben werden, die der Revolutionsgarde unterstehen. Das imposanteste Beispiel dabei ist die Unternehmensgruppe Khatam-Ol-Anbia, die seit 2008 auf der EU-Sanktionsliste steht. Auch zahlreiche Kommandeure der Revolutionsgarde, die die internationalen Sanktionen gegen den Iran  missachtet haben sollen, befinden sich auf der Liste.
FP