Teherans Reaktionen auf den amerikanischen Vorwurf

Der Vorwurf der USA, der Iran habe ein Attentat auf den saudi-arabischen Botschafter in Washington und Anschläge auf israelische und saudische Botschaften geplant, ruft bei der iranischen Regierung und ihren regimetreuen Kritikern unterschiedliche Reaktionen hervor.
Ignorieren sei die beste Reaktion – mit diesen Worten reagierte der iranische Außenminister Aliakbar Salehi auf den Vorwurf der USA, der Iran habe Attentate auf den saudi-arabischen Botschafter und israelische und saudische Botschaften geplant. Doch Salehi selbst blieb in demselben Gespräch mit Journalisten am Rande der iranischen Regierungssitzung am Mittwoch seinen Worten nicht treu. Statt den Vorwurf zu ignorieren, versuchte er, sein Land davon freizusprechen. Durch die Finanzkrise und „das islamische Aufwachen der Region“ (gemeint ist der „Arabische Frühling“) seien die USA in eine Sackgasse geraten und versuchten jetzt, mit dem Vorwurf gegen den Iran von ihren eigenen Problemen abzulenken. Saheli vermutete gar, dass die USA den Iran bald um Verzeihung für die Verdächtigung bitten würden.
Am 26. September war ein 56-jähriger amerikanischer Bürger iranischer Abstammung in Zusammenhang mit den Verdächtigungen festgenommen worden, die die USA am 11. Oktober zum ersten Mal öffentlich äußerten. Er soll mexikanische Killer für die Umsetzung der Attentatspläne angeheuert haben. Die USA gehen davon aus, dass er den Mordauftrag von der Eliteeinheit der iranischen Revolutionsgarde bekommen hat.
Seit dem 11. Oktober haben die USA verbal aufgerüstet. Mit ihren Verbündeten verhandeln sie intensiv über mögliche schärfste Strafen für den Iran. Gedacht wird an eine einheitliche internationale Front, um den Iran weiter zu isolieren. Von der Verhängung eines Ölembargos und harten Sanktionen gegen die iranische Zentralbank ist die Rede.

Zweierlei Verhalten

Screenshot: Die Zeitung Shargh
Screenshot: Die Zeitung Shargh

Ayatollah Khamenei, geistlicher und politischer Führer des Irans, „ignorierte“ den amerikanischen Vorwurf ganze zwei Tage lang. Doch nachdem der Ton aus den USA härter wurde, ging Khamenei am Donnerstag indirekt auf den Vorwurf ein und bezeichnete ihn als „ein neuen feindlichen Versuch, in der Region Iranphobie zu verbreiten und Schiiten und Sunniten gegeneinander aufzuhetzen.“
Regierungsnahe Medien stellten sich auf die Seite Salehis und Khameneis. Die Tageszeitung Kayhan, die von einem Vertreter Khameneis verwaltet wird, schrieb:
„Die Antwort Irans an die USA: Eure Krise ist ernst, versucht nicht, davon abzulenken.“
„Missverhalten“ soll aufhören
Reformorientierte Medien und Persönlichkeiten im Iran dagegen sind in erster Linie besorgt über die harten Konsequenzen, die dem amerikanischen Vorwurf folgen könnten. Mohammad Khatami, der frühere iranische Präsident, vermutet „eventuelle wahltaktische Interessen“ hinter dem Vorwurf gegen den Iran und schätzt dessen Konsequenzen als „schädlich für das ganze iranische Volk“ ein. Gleichzeitig ermahnt er die iranischen Machthaber, „eventuelles Missverhalten“ zu beenden, da sie damit „immer nur den Feinden der nationalen Interessen des Iran dienen können.“
Die reformorientierte Zeitung Shargh hält die im Westen verbreitete These, eine Minderheit innerhalb der iranischen Regierung könne hinter der Planung des Anschlags in Washington stehen, für falsch. Doch dass solche Thesen überhaupt aufgestellt werden  können, sei auf „unverantwortliche Äußerungen und Verhaltensweisen der iranischen Zuständigen zu internationalen Ereignissen“ zurückzuführen, „die endlich aufhören müssen“, so Shargh.
Mit der zunehmenden Gefahr der Verschärfung der bestehenden Sanktionen gegen den Iran gehen die iranischen Verantwortlichen von „Ignoranz“ zu intensiven diplomatischen Handlungen über. Dass inzwischen auch direkte Gespräche zwischen den USA und dem Iran stattgefunden haben, wurde aus Washington bestätigt.