Schlagabtausch mit Israel

Weder die Israeli noch die Russen und wahrscheinlich auch nicht die Syrer haben ein Interesse daran, dass der Schlagabtausch eskaliert und sich zu einem vollen Krieg ausweitet. Im Falle der Iraner jedoch ist dies nicht sicher. Es ist mindestens denkbar, dass die iranischen Revolutionswächter, die für die syrischen Belange zuständig sind (nicht die Regierung Ruhanis) darauf abzielen, von Syrien aus und mit Hilfe ihrer dort stehenden Hilfstruppen weitere Herausforderungen gegen Israel auszulösen.
Die Iraner könnten so ihre syrischen Verbündeten, ähnlich wie Hizbullah in Nordlibanon, als permanente Bedrohung Israels positionieren. Sie selbst würden in einer derartigen Lage, ebenfalls wie in Libanon, als die unentbehrlichen Helfer der direkten Herausforderer der Israeli im Hintergrund stehen.
Russland in der Schiedsrichterrolle
Im Unterschied zu Libanon stehen in Syrien jedoch auch die Russen, und die israelischen Kommentatoren sehen in ihnen zu Recht die wirklichen Schiedsrichter über das, was weiter in Syrien geschieht.

General Hossein Salami, Vizechef der iranischen Revolutionsgarde, drohte Israel mit Raketenagriffen
General Hossein Salami, Vizechef der iranischen Revolutionsgarde, drohte Israel mit Raketenagriffen

Die Hoffnung der Israeli, dass die Russen auf die Iraner einwirken könnten, um sie aus Syrien zu entfernen oder mindestens aus dem israelischen Grenzraum herauszuhalten, ist bisher nicht erfüllt worden.
Es sieht vielmehr danach aus, dass die Russen gewillt wären, den Syrern die Entscheidung darüber zu überlassen, ob sie eng mit dem Iran zusammenarbeiten und dadurch wachsende Spannungen mit Israel in Kauf nehmen wollen – oder ob sie zu ihrem früheren Verhalten zurückkehren wollen und können. Es bestand darin, die israelischen Luftschläge gegen iranische Militärtransporte auf syrischem Gebiet stillschweigend hinzunehmen, solange auch die Israeli darüber nicht redeten.
Dieses Arrangement, das viele Jahre lang angedauert hatte, ist nun zerbrochen. Zuerst wurde über die israelischen Angriffe gesprochen und mit Gegenschlägen gedroht, dann kam es zum Schlagabtausch.
Übermächtige Iraner
Es ist klar, dass die iranische Präsenz die entscheidende Rolle bei der Aushöhlung und dem schließlichen Zusammenbruch der bisherigen stillschweigenden Konvention zwischen Syrien und Israel geführt hat. Israel hat öffentlich seine Roten Linien gegen die Anwesenheit der Iraner deklariert, und weder Iran noch Syrien haben sich willig erwiesen, sie zu respektieren.
Russland hat klargemacht, dass es zunächst die israelischen Roten Linien weder zu bekämpfen noch zu unterstützen gedenkt, sondern die Entscheidung darüber Bashar Assad zugesprochen hat. Im Falle von Assad ist schwer zu sagen, ob er die israelischen Forderungen in Bezug auf den Iran anzunehmen gewillt ist oder nicht. Es ist möglich, dass er zwar möchte, aber nicht kann, weil die Iraner als Hilfskräfte – militärisch und finanziell – für ihn unentbehrlich und übermächtig geworden sind.♦
© Journal21

Zur Startseite

Auch diese Artikel können Sie interessieren:

Ein zweites Syrien? Der Iran vor der Revolutionsfeier

Quo vadis Iran? Außen- und innenpolitischer Rückblick 2017 und Ausblick 2018

Der Waffengang der Schlafwandler