Preise von Cannes spalten IranerInnen im Internet

 Der Geistliche Ayatollah Ahmad Jannati ist zum Vorsitzenden des einflussreichen Expertenrats der Islamischen Republik gewählt worden. Dieser Rat hat laut Verfassung unter anderem die Aufgabe, den Geistlichen Führer als Staatsoberhaupt des Iran zu wählen, zu überwachen und notfalls abzuwählen. Überraschend kommt die Wahl des erzkonservativen Jannati, weil die gemäßigten und reformorientierten Kräfte bei den Wahlen der Ratsmitglieder im Februar die Mehrheit erzielt hatten.
Zahlreiche iranische Internet-User zeigten sich über den Sieg des 89-jährigen Jannati erbost und perplex. „Mit diesem Ergebnis habe ich niemals gerechnet. Wie, um Himmels Willen, ist Jannati gewählt worden?“, fragt etwa Tahmineh auf der Facebookseite von Voice of America Farsi.

Ahmad Jannati
Ahmad Jannati

„Wir haben bei der Wahl den Moderaten und Reformern unser Vertrauen geschenkt und ihnen eine Mehrheit beschert. Nun werden wir betrogen. Wie kann es sein, dass diese Mehrheit ein Krebsgeschwür wie Jannati zum Vorsitzenden wählt?“, empört sich ein anonymer Wähler auf Radio Farda. „Die Konservativen haben gezeigt, dass sie, indem sie die Wahlergebnisse anerkannt haben, die Wahlentscheidung der IranerInnen respektieren. Die Moderaten und Reformer dagegen spucken den Menschen ins Gesicht, indem sie die Wahl Jannatis ermöglichen“, schreibt ein Besucher der Nachrichtenseite Fararu mit dem Pseudonym Enghelab. Ähnlich äußert sich Mitra: Die gewählten Abgeordneten des Expertenrates hätten den Willen des Volkes einfach ignoriert, lautet ihre Einschätzung.

„Das war‘s. Ich werde nie wieder wählen gehen. Wie konnte ich mich zum wiederholten Mal derart täuschen lassen?“, fragt sich Ahmad vorwurfsvoll. Der Sieg Jannatis sei ein Beweis dafür, dass Reformer, Moderate und Konservative nur ein Ziel hätten: Nämlich den Erhalt der Islamischen Republik zu garantieren, glaubt Fararu-User Iranparast.

Andere nehmen des Sieg Jannatis mit Galgenhumor. So schreibt Asoodeh unter einem Nachrichtenbeitrag von BBC Farsi: „Jannatis Wahl ist eine Weltsensation. Ein lebendes Fossil wird Vorsitzender des Expertenrats. Bestimmt kommen nun zahlreiche Paläontologen, Archäologen und Touristen in den Iran, um Jannati zu sehen.“ Shahrvand schreibt: „Seine Wahl ist ein Witz. Aber wenigstens haben wir etwas zu lachen. Der lustigste Witz ist aber, dass nach so vielen Enttäuschungen und Rückschlägen die Menschen immer noch dem System Vertrauen schenken, indem sie wählen gehen.“

„Ohrfeige für die USA und England“
Die Wahl Jannatis findet jedoch auch Befürworter. Diese sind der Wortwahl nach AnhängerInnen des konservativen Lagers. „Jannati hat im Gegensatz zu Verrätern wie Rouhani, Rafsanjani und Khatami immer dem Iran treu gedient. Ich freue mich, dass er nun dem Expertenrat vorsteht, schreibt Soroush auf Radio Farda. „Dem Expertenrat muss ein Revolutionär vorstehen. Gott sei Dank ist durch die Wahl dies sichergestellt worden“, zeigt sich Mika auf ISNA erleichtert. „Die Wahl Jannatis ist eine großartige Nachricht. Die Gefahr war wirklich groß, dass die Reformer ihren Einfluss ausbauen“, schreibt ein ebenfalls offensichtlich erleichterter Besucher des Nachrichtenportals Farda News.

Während des Wahlkampfes hätten die Gegner Jannatis alles versucht, um ihm zu schaden. Sein Sieg sei nun „eine schallende Ohrfeige für die USA, England und den Sender BBC,“ schreibt Fatemeh auf Jahan News.

  JASHAR ERFANIAN