Filmfestival als Reaktion auf Charlie Hebdo

Das iranische Kulturministerium hofft auf ein erfolgreiches Mohammed-Filmfestival als Antwort auf die Mohammed-Karikaturen. Ein Regisseur hofft dagegen, dass Kinofilme die IranerInnen dazu bewegen, einen besseren Umgang mit EinwanderInnen zu pflegen. Kulturnachrichten aus dem Iran.  

Als Reaktion auf die Mohammed-Karikaturen erklärte das iranische Kulturministerium vergangene Woche seine Absicht, ein internationales Kurzfilm-Festival mit dem Titel Mohammed, Prophet des Friedens abzuhalten. „Freiheitsliebe Filmemacher aus aller Welt“ könnten dem Sekretariat des Festivals ihre maximal 114 Sekunden langen Beiträge zusenden, heißt es auf der Webseite des Kulturministeriums. Auf den Erstplatzierten warten 20.000 Dollar, auf die Zweit- und Drittplatzierten 10.000 bzw. 5.000 Dollar.
Holocaust-Karikaturen-Wettbewerb geplant
Ebenfalls als Reaktion auf die Mohammed-Karikaturen planen die Website irancartoon und der Teheraner Sarcheshmeh Kulturkomplex für das kommende Frühjahr die Ausrichtung des 2. Internationalen Holocaust-Karikaturen-Wettbewerbs. Das sei eine Reaktion auf die unter anderem von dem französischen Satiremagazin Charlie Hebdo veröffentlichten Mohammed-Karikaturen, sagte der Veranstaltungsleiter Masoud Shojaei-Tabatabaei bei einer Pressekonferenz. Laut Shojaei-Tabatabaei hätten Cartoonisten und Karikaturisten bis zum 1. April Zeit, ihre Zeichnungen einzusenden. Wie das Kulturministerium locken auch die Organisatoren des Holocaust-Karikaturen-Wettbewerbs die KünstlerInnen mit Geld: Auf den Gewinner des Wettbewerbs wartet ein Preisgeld von 12.000 Dollar, während die Zweit- und Drittplatzierten 8.000 bzw. 5.000 Dollar gewinnen können.
Der erste Internationale Holocaust-Karikaturen-Wettbewerb wurde im Winter 2006 von der iranischen Zeitung Hamshahri ausgerufen, die von der Teheraner Gemeindeverwaltung herausgegeben wird. Der Wettbewerb wurde als Reaktion auf die dänischen Mohammed-Karikaturen angekündigt. Sein Ziel war laut den Initiatoren, herauszufinden, wie weit die Meinungsfreiheit der westlichen Gesellschaft gehe. Der Wettbewerb wurde vielfach als Aufruf zur Holocaustleugnung kritisiert. Auch einzelne iranische Intellektuelle äußerten sich kritisch.

Szenenfoto aus "Ein paar Kubikmeter Liebe" - der Film soll ein Zeugnis der Schwierigkeiten der iranischen Gesellschaft beim angemessenen Umgang mit EinwanderInnen sein
Szenenfoto aus „Ein paar Kubikmeter Liebe“ – der Film soll ein Zeugnis der Schwierigkeiten der iranischen Gesellschaft beim angemessenen Umgang mit EinwanderInnen sein

Ein Kinofilm gegen Diskriminierung
Der iranische Filmregisseur und Schauspieler Nader Talebzadeh hat iranische PolitikerInnen und Offizielle aufgefordert, sich den Kinofilm Ein paar Kubikmeter Liebe des afghanischen Brüderpaares Jamshid und Navid Mahmudi anzuschauen. Das gesellschaftskritische Drama handelt vom Leben und Schicksal afghanischer Flüchtlinge im Iran. Der Film der seit 30 Jahren im Iran lebenden Mahmudi-Brüder hatte beim letztjährigen Internationalen Fajr-Filmfestival in Teheran in der Kategorie „Bestes Regiedebut“ den ersten Preis gewonnen.
Der Film sei auch ein Zeugnis der Schwierigkeiten der iranischen Gesellschaft beim angemessenen Umgang mit EinwanderInnen, so Talebzadeh. Die Rezeption von Ein paar Kubikmeter Liebe seitens politischer Verantwortlicher könne das Bewusstsein für die Probleme der Migranten schärfen und eine Änderung der Verhältnisse anregen, glaubt Talebzadeh.
Gerade EinwanderInnen aus Afghanistan werden von Teilen der iranischen Gesellschaft und von der Politik wie Menschen zweiter Klasse behandelt. Die Mehrheit der etwa zwei Millionen afghanischen Flüchtlinge im Iran verfügt weder über einen Aufenthaltstitel noch über eine Arbeitserlaubnis. Viele sind deshalb bereit, illegal und für einen geringen Lohn harte Arbeiten zu verrichten. Den Kindern der Flüchtlinge wird der Zugang zum Bildungssystem verweigert. Und auch jenen Exil-AfghanInnen, die im Besitz von Aufenthalts– und Arbeitserlaubnis sind, gelingt aufgrund der niedrigen Löhne und der Hindernisse, die ihnen von Politik und Gesellschaft in den Weg gestellt werden, der soziale Aufstieg meist nicht. So weigern sich viele IranerInnen, Wohnungen an AfghanInnen zu vermieten. Im vergangenen Frühling wurde ihnen sogar der Zugang zu bestimmten öffentlichen Parkanlagen verwehrt.
Uni Tübingen und iranisches Institut unterzeichnen Abkommen
Historische Gebäude in der Stadt Yazd fallen dem Erweiterungsplan des Schreines vom Heiligen "Imamzadeh Jafar" zum Opfer
Historische Gebäude in der Stadt Yazd fallen dem Erweiterungsplan des Schreines vom Heiligen „Imamzadeh Jafar“ zum Opfer

Die Eberhard-Karls-Universität in Tübingen und das Iranische Forschungsinstitut für Kulturerbe und Tourismus (RICHT) werden künftig kooperieren. Unterzeichnet wurde die Grundsatzvereinbarung vom Rektor der deutschen Hochschule Bernd Engler und dem Direktor des iranischen Instituts Mohammad Beheshti am 27. Januar in Teheran. In der Vereinbarung erklären sich beide Seiten bereit, bei archäologischen Forschungsprojekten und der Restaurierung von historischen Stätten zu interagieren. Darüber hinaus planen die Uni und das RICHT auch auf den Gebieten der Sprachwissenschaft, Literatur, Anthropologie sowie der Museums- und Inschriftenkunde Kooperationen. Zu der Vereinbarung gehöre laut einem Sprecher des RICHT auch die Veranstaltung gemeinsamer Konferenzen, Meetings, Workshops und Ausstellungen, berichtet die Tehran Times.
Kulturerbe-Konferenz in London

Die britische Organisation Asia House in London, die den Anspruch hat, EuropäerInnen asiatische Kulturen näherzubringen, war Mitte Januar Gastgeberin einer Tagung mit dem Titel „Von Persepolis nach Isfahan: Der Schutz des Kulturerbes“. Organisiert wurde die Konferenz von der iranischen Stiftung für Kulturerbe. Laut den Organisatoren war das Ziel, auf den Verfall historischer Stätten und Monumente im Iran aufmerksam zu machen und sich dabei über mögliche Vorgehensweisen zur Problemlösung auszutauschen.
An der dreitägigen Veranstaltung nahmen neben iranischen Fachleuten von der staatlichen iranischen Kulturerbe-Organisation ICHO auch zahlreiche ExpertInnen des British Museums sowie WissenschaftlerInnen der Universitäten von Teheran, Bologna und Lyon teil. Aktuell stehen insgesamt 17 iranische Stätten auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Nationale und internationale ExpertInnen fordern seit langem vom Iran eine bessere Pflege und Instandhaltung seiner historischen Stätten. Die UNESCO hat bereits gedroht, bestimmte Stätten aus ihrer Liste zu streichen, kämen die Kulturverantwortlichen ihren Verpflichtungen nicht nach.
  JASHAR ERFANIAN