Deutsche Firmen auf dem Sprung in den Iran

Seit der ersten Einigung über das iranische Atomprogramm im November 2013 eilen Wirtschaftsdelegationen aus allen Teilen der Welt nach Teheran. Dazu gehören auch die „alten Freunde“ aus Deutschland. Vom Wiederaufleben der einst guten Beziehungen sollen nicht nur deutsche Großkonzerne, sondern auch mittelständische Betriebe profitieren.
Ein willkommener Anlass für deutsche Unternehmen, einen Besuch in Teheran abzustatten: Ende April feierte man den vierzigsten Jahrestag der Gründung des „Deutsch-iranischen Wirtschaftsrats“. Eine Delegation aus deutschen Unternehmern und Industriellen war Gast der iranischen Handelskammer.
„Iranische Unternehmen erinnern sich gern an die Zusammenarbeit mit deutschen Firmen“, ließ Gholamhossein Shafeie, Vorstandsvorsitzender der iranischen Handelskammer, bei dem Zusammentreffen in Teheran wissen. Und der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des DIHK-International, Volker Treier, äußerte die Hoffnung, dass die zwischenzeitlich geschwächten Beziehungen wieder ausgebaut würden.

Der Bau von von Atomkraftwerk Bushehr wurde 1974 von Siemens begonnen und 2011 von den Russen vollendet
Der Bau von von Atomkraftwerk Bushehr wurde 1974 von Siemens begonnen und 2011 von den Russen vollendet

Beide Seiten wollen nicht nur die Geschäfte wieder aufnehmen, sondern dafür sorgen, dass sich die wirtschaftliche Partnerschaft in jeder Hinsicht verbessert. „Die wirtschaftliche Struktur des Iran basiert im Gegensatz zu vielen arabischen Ländern in der Region auf der Industrie“, stellte Michael Tockuss, Mitglied der deutsch-iranischen Handelskammer, fest: „Dies führt dazu, dass im Falle einer Wiederaufnahme der Beziehungen nicht nur deutsche Großkonzerne davon profitieren würden, sondern auch mittelständische Betriebe.“
Traditionell gute Beziehungen
Ein Teil der industriellen Infrastruktur des Iran stammt aus Deutschland oder wurde in den vergangenen Jahrzehnten mit deutscher Hilfe aufgebaut. Selbst das Kernkraftwerk Buschehr, das bislang einzige Atomkraftwerk des Iran, kam mit deutscher Hilfe zustande. Die am 1. Mai 1975 begonnenen Bauarbeiten wurden aber nach der islamischen Revolution 1979 abgebrochen.
Deutschland sei zuletzt nicht nur ein wirtschaftlicher Partner des Iran, sondern ein Tor für iranische Exporte nach ganz Europa gewesen, so der Vorsitzende der iranischen Handelskammer Shafeie.
1976 hat der Iran 25,01 Prozent der Aktion von Fried. Krupp GmbH erworben
1976 hat der Iran 25,01 Prozent der Aktion von Fried. Krupp GmbH erworben

Die strategische Lage des Iran, sein enorm großer Binnenmarkt, die Öl- und Gasressourcen sowie Bodenschätze des Landes neben der verhältnismäßig günstigen Arbeitskraft machen den Iran für Industrieländer besonders interessant. Experten rechnen damit, dass das jährliche Wachstum der iranischen Wirtschaft ohne Sanktionen mindestens die alte Marke, etwa fünf Prozent, erreichen kann. Energiesektor, Öl- und Gasindustrie sowie Zivilluftfahrt sind die Sparten, die dringend und großflächig aufgebaut werden müssen.
Laut Michael Tockuss beträgt der deutsche Export in den Iran jährlich etwa 2,8 Milliarden Euro. Dies könne sich nach der Aufhebung der Sanktionen in Anbetracht der „überalterten industriellen Infrastruktur des Iran“ rasch auf 7 Milliarden Euro erhöhen, so seine Prognose.
 Quelle: Deutsche Welle Persisch
Übersetzt und überarbeitet von Iman Aslani
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