Das Geschäft mit iranischer Erde

Die iranische Regierung scheint einen neuen Weg gefunden zu haben, um einen Teil ihrer massiven Einnahmeverluste aufgrund der internationalen Sanktionen zu kompensieren: den Export von fruchtbaren Böden. Mehr zu dem lukrativen Geschäft und seinen Hintergründen.
Der Iran exportiert eine seiner wertvollsten Ressourcen: fruchtbaren heimischen Boden. Und das heimlich, denn laut iranischen Gesetzen ist der Außenhandel damit verboten. Nur zehn Prozent der Böden des Landes verfügen über die zur Landwirtschaft geeignete Beschaffenheit.
Nun hat der parlamentarische Sprecher der Landwirtschaftskommission Abbas Papizadeh bekannt gegeben, es gebe Hinweise darauf, wie die fruchtbare iranische Erde ins Ausland geschmuggelt werde: „Die Erde wird in Golfstaaten wie Katar oder die Arabischen Emirate gebracht“, erklärte Papizadeh. „Auf den Zollpapieren wird die Ware fälschlicherweise als Sand oder Kieselstein deklariert, da diese keinem Exportverbot unterliegen.“
Die Anreinerstaaten am Persischen Golf verfügen nicht über landwirtschaftliche Nutzböden. Der Abgeordnete Papizadeh fordert, statt durch den Ausverkauf seiner eigenen Nutzflächen solle der Iran lieber seine landwirtschaftlichen Produkte besser vermarkten.
Auch die iranische Nachrichtenagentur FARS berichtete kürzlich, ihr lägen Informationen von Journalisten vor, die an der südlichen Grenze des Landes Transportmittel beobachtet hätten, die heimlich mit Fruchtböden beladen wurden.
Nicht in jedem Fall werden aber Böden aus dem Land geschmuggelt. Die iranische Nachrichtenagentur MEHR berichtet über einen Fall, bei dem landwirtschaftliche Grundstücke im Iran an einen Kunden aus Katar verpachtet worden sein sollen. Der Bericht stützt sich auf die Angaben eines Mitarbeiters der katarischen Botschaft in Teheran, der allerdings keine genaue Angaben über Größe und Ort des Geschäftes machen wollte.
Umweltfaktoren

Nur 10 Prozent der Böden des Iran verfügen über die zur Landwirtschaft geeignete Beschaffenheit
Nur 10 Prozent der Böden des Iran verfügen über die zur Landwirtschaft geeignete Beschaffenheit

Seit zehn Jahren klagt der Iran über Dürre und lang anhaltende Trockenzeiten. Um 75 Prozent verringerte sich in diesem Zeitraum die Niederschlagsmenge. Mohammad Darvish vom iranischen Waldforschungsinstitut appelliert deshalb an die Verantwortlichen, den „Schmuggel von iranischem Boden unverzüglich zu stoppen“. Laut wissenschaftlichen Erkenntnissen braucht ein Zentimeter iranische Erde etwa 400 Jahre, um sich zu fruchtbarem Boden zu entwickeln. Darvish gab bekannt, ihm lägen Informationen vor, nach denen Fruchtböden aus der Region Miyankaleh in der nordiranischen Provinz Mazandaran nach Argentinien exportiert worden seien. Der Wissenschaftler fordert die Verantwortlichen auf, diesen Fall zu prüfen.
Rückgang der Exporteinnahmen
Im vergangenen Jahr verlor die iranische Regierung durch die Verschärfung der internationalen Sanktionen vor allem Einnahmen aus der Haupthandelsquelle Erdöl. Im April nannte Irans Industrieminister, Mehdi Ghazanfari, die Lage „hart“. Der Iran habe 2012 statt wie erwartet 100 Milliarden Dollar nur die Hälfte davon durch Erdölexporte eingenommen. Ein wichtiger Grund, so Ghazanfari, um auf den Export anderer Produkte umzusteigen. Der stellvertretende Leiter der iranischen Handelskammer, Pedram Soltani, ergänzt, dass aufgrund der Finanzsanktionen gegen das iranische Bankensystem dem Land im vergangenen Jahr nur Transaktionen mit China, Indien, Süd-Korea und der Türkei möglich gewesen seien. Soltani erwartet, dass angesichts dieser Tatsache vor allem die Energiekosten im Iran steigen werden.
FP