Anti-IS-Karikaturenwettbewerb in Teheran

Die iranische Hauptstadt war in den vergangenen Wochen Schauplatz mehrerer kultureller Großereignisse. Es gab eine Ausstellung IS-kritischer Cartoons, eine Koryphäe der iranischen Musik wurde geehrt und DenkmalschützerInnen beklagen die Zerstörung eines historischen, armenischen Viertels der Stadt Isfahan. Kulturnachrichten aus dem Iran.


Vergangenen Montag ging in Teheran der einwöchige DAESH International Cartoon and Caricature Contest zu Ende. „Daesh“ ist eine im arabischen Sprachgebiet verbreitete Abkürzung für den „Islamischer Staat“ (IS). Ziel des Wettbewerbs war, auf die Verbrechen der Terrororganisation aufmerksam zu machen, so der Sprecher des Cartoonistenverbands Mohammad Habibi gegenüber iranischen Medien. Viele der Zeichnungen thematisierten Enthauptungen, Bombenanschläge oder die Zerstörung antiker Ruinen. Aus Angst vor einer möglichen Vergeltung hätten viele Zeichner ihre Arbeiten unter Pseudonym verfasst, sagte Habibi weiter. Insgesamt wurden mehr als 1.000 Zeichnungen aus über 40 Ländern eingereicht. 270 davon wurden an verschiedenen Orten der Stadt ausgestellt.
Die zwei IranerInnen Mahbubeh Pakdel und Shahram Shirzad erhielten den ersten Preis in den Kategorien „Cartoon“ und „Karikaturen“. „Der Wettbewerb hat der Welt noch einmal die Gräueltaten des IS gezeigt. Ich als Karikaturist trage eine große Verantwortung und hoffe, dass ich durch meine Zeichnungen dazu beitragen konnte, dass die hässliche Fratze des IS noch deutlicher gesehen wird“, sagte ein anonymer  Wettbewerbsteilnehmer der Zeitung Tehran Times.   

Ehrung für Fakhreddini

Farhad Fakhreddini
Farhad Fakhreddini

Der iranische Komponist Farhad Fakhreddini wurde am 28. Mai in Teheran für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Zu seiner Ehrung hatte das iranische Kulturministerium in die Akademie der Künste eingeladen. Es erschienen zahlreiche MusikerkollegInnen Fakhreddinis, darunter Mohammad Sarir, Keyvan Saket und Loris Tjeknavorian. Es gebe keinen anderen Musiker im Iran, der so viel Gespür für den Musikgeschmack des Publikums habe wie Fakhreddini, sagte Sarir in seiner Lobrede für den 79-jährigen Komponisten. „Sein Wissen und Erfahrungsschatz werden der iranischen Musik zugutekommen“, so Sarir weiter.
Bekanntheit erlangte Fakhreddini besonders durch die Komposition zahlreicher Soundtracks für Filme und Fernsehserien. 1998 gründete er das erst kürzlich wieder zugelassene iranische Nationalorchester. Als dessen Leiter arbeitete er mit zahlreichen iranischen Musikern zusammen, darunter Größen wie Mohammadreza Shajarian. Wegen Differenzen mit der Administration des Ex-Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad, verließ er das Orchester und gründete das Mehrnavazan-Orchester. Viele Mitglieder des Nationalorchesters folgten ihm.

Armenisches Viertel von Zerstörung bedroht

Neu Jolfa, das historische armenische Viertel der Stadt Isfahan, ist laut iranischer DenkmalschützerInnen und HistorikerInnen vom völligen Verfall bedroht. „Die Zerstörung der Häuser in Neu Jolfa hat in letzter Zeit rasant zugenommen“, so der Archäologe Alireza Jafarizand gegenüber der Nachrichtenagentur ISNA. Geschäftsmänner würden Gebäude, die unter Denkmalschutz stehen, für einen Spottpreis erwerben und sie dann „Wind und Wetter“ überlassen. Ein Neueigentümer, der von der Stadtverwaltung keine Erlaubnis zum Abriss seines erworbenen Objekts erhielt, habe die Abflussrohre verstopft, sodass diese platzten und das Gemäuer durch austretendes Wasser zerstört wurde.

Das Viertel Jolfa in Isfahan zerfällt langsam!
Das Viertel Jolfa in Isfahan zerfällt langsam!

Diese Probleme seien jedoch nicht nur auf Neu Jolfa begrenzt. Ähnliche Praktiken gebe es auch in anderen historischen Vierteln Isfahans und anderen Städten, so Jafarizad.
Das Viertel Neu Jolfa wurde im 17. Jahrhundert während der Ära der Safawiden errichtet und beheimatetete zeitweise mehr als 150.000 Armenier. Eine erste Veränderung des Stadtbilds erfolgte schon unter der Herrschaft des letzten iranischen Monarchen Mohammadreza Pahlavi, als dieser dort neue Straßen bauen ließ. Seither war das Armenische Viertel, das auf der Liste nationalen Kulturerbes steht, immer häufiger von neuen Bauvorhaben bedroht.

Ayyubi lobt iranische Filmindustrie

Reza Mirkarimi wurde jüngst als neuer Vorsitzender des Haus des Kinos ins Amt eingeführt. Der Leiter des iranischen Kinoverbandes Hojjatollah Ayyubi hielt zu diesem Anlass eine Rede, in der er die Schließung des Haus des Kinos als „strategischen Fehler“ bezeichnete. Das Haus war 2012 während der Amtszeit des Ex-Präsidenten Ahmadinedschad vom Kulturministerium geschlossen und erst etwa zwei Jahre später unter Rouhani wiedereröffnet worden. „Nach der Versöhnung des iranischen Volkes mit ihrer Filmindustrie bin ich fest davon überzeugt, dass dem iranischen Film bessere Zeiten bevorstehen“, sagte Ayyubi in seiner Rede. Dass die nationale Filmindustrie auf einem erfolgreichen Weg sei, zeige auch die große Zahl internationaler Auszeichnungen im vergangenen Jahr. Iranische Filme konnten 2014 insgesamt 222 Filmawards gewinnen. Dennoch müsse man noch viele Anstrengungen unternehmen, damit sich die Kinosäle noch mehr füllten, so der Kinoverband-Vorsitzende.
Der Verband war unter Ahmadinedschad als staatlicher Gegenentwurf zum Haus des Kinos, in dem sich kritische Filmschaffende organisiert hatten, gegründet worden. Er sollte die FilmkünstlerInnen fördern, die regimetreue und islamische Wertvorstellungen propagierten. Seit dem Amtsantritt des moderaten Präsidenten Hassan Rouhani fährt der Kinoverband jedoch einen gemäßigteren Kurs. So hat sich Hojjatollah Ayyubi aktiv dafür eingesetzt, dass das Haus des Kinos wiederzugelassen wird.

JASHAR ERFANIAN