Iranisches Fernsehen kopiert amerikanische Serie

In diesen Tagen taucht der Iran in der internationalen Presse hauptsächlich entweder in Zusammenhang mit den Atomverhandlungen oder den Konflikten in der Region auf. Doch was passiert kulturell im Land der Ayatollahs? Hier ein Wochenüberblick.
Die staatliche Rundfunkgesellschaft des Iran, IRIB, hat die populäre US-Sitcom „Modern Family“ für den iranischen Fernsehmarkt kopiert. Die iranische Version der Fernsehserie läuft unter dem Namen „Haft Sang“ (Sieben Steine). Ein Sprecher der Originalserie bestätigte gegenüber dem Magazin Variety, dass IRIB nicht die offiziellen Rechte für die Ausstrahlung des Ablegers habe. Aufgrund des Fehlens von Copyright-Bestimmungen im Iran wird jedoch nicht damit gerechnet, dass IRIB für die Kopie der Serie juristisch belangt wird.
„Modern Family“ begleitet die Familien von Jay Pritchett, seiner Tochter Claire und seinem Sohn Mitchell. Während Claire die Rolle der Hausfrau in einer klassischen Familie innehat, ist Jay mit einer viel jüngeren Frau verheiratet, mit der er seinen Stiefsohn erzieht. Der Homosexuelle Mitchell und sein Lebensgefährte haben ein asiatisches Baby adoptiert. In „Haft Sang“ fehlen viele Aspekte der Originalserie: Das homosexuelle Paar wurde durch ein heterosexuelles Ehepaar ersetzt, da Homosexualität im Iran unter Strafe steht. Auch wurden die Beziehungen der Seriencharaktere zueinander den islamischen Werten angepasst, so dass in der Serie nicht verwandte und unverheiratete Frauen und Männer im Gegensatz zum amerikanischen Original nichtinteragieren. „Haft Sang“ wurde eigens für den Fastenmonat Ramadan produziert und besteht aus 30 Episoden. Die Serie hat trotz ihres Charakters als Comedy-Format den Anspruch, den ZuschauerInnen auch religiöse Moral und Ethik zu vermitteln. Im Gegensatz zum amerikanischen Original, in der die erweiterte Großfamilie eine moderne ist, wird in der iranischen Adaption ein traditionelles Familienbild propagiert.
Nach Informationen der Tageszeitung Iran soll IRIB den SchauspielerInnen von „Haft Sang“ untersagt haben, öffentlich zuzugeben, dass die Serie auf einer amerikanischen Produktion basiert.
Filmschaffende kritisieren alte Regierung

Oben das Original (die Serie „Modern Family“), unten die Kopie ("Haft Sang") - Foto: patogh-plus.com
Oben das Original (die Serie „Modern Family“), unten die Kopie („Haft Sang“) – Foto: patogh-plus.com

Zum ersten Mal nach zwei Jahren und zum insgesamt 16. Mal hat am 6. Juli in Teheran das Festival des Iranischen Kinos unter Beteiligung zahlreicher iranischer SchauspielerInnen und RegisseurInnen stattgefunden. Organisiert wurde das Festival vom Dachverband der Filmschaffenden Haus des Kinos, der während der Präsidentschaft Mahmud Ahmadinedschads von den Behörden geschlossen worden war. Stattdessen wurde damals staatlicherseits der Iranische Kinoverband gegründet, geleitet von konservativen Kräften, die der Filmbranche strenge Auflagen erteilten. Sie förderten vor allem Filmschaffende, die islamische Wertvorstellungen propagierten und das Regime in einem guten Licht darstellten. Erst im September vergangenen Jahres waren die Verbandsaktivitäten des Haus des Kinos von der Regierung des Ahmadinedschad-Nachfolgers Hassan Rouhani wieder erlaubt worden.
Der Filmregisseur und Drehbuchautor Kiumars Pourahmad nutzte seine Festival-Rede, um mit der Kulturpolitik der ehemaligen Regierung abzurechnen: „Diese Ära war sehr hart für das iranische Kino. Filme wurden verboten und FilmkünsterlerInnen, die nicht im Sinne des Regimes arbeiten wollten, wurden unter Druck gesetzt.“ Er selber habe sechs Jahre nicht die Möglichkeit gehabt, sich frei zu betätigen, so Pourahmad. Der ehemalige Vorsitzende des Haus des Kinos, Mohammad Mehdi Asgarpour, rief die Anwesenden auf, mit der moderaten Rouhani-Regierung zusammenzuarbeiten, da diese mit der Wiederzulassung des Berufsverbands der Filmschaffenden gezeigt habe, dass sich ihre Politik von der der Vorgängerregierung unterscheide.
Buchverlage in der Krise
Die Verlegerin Shahla Lahiji: Trotz anderer Versprechen des Kultusministeriums werden viele Bücher nicht zum Druck zugelassen!
Die Verlegerin Shahla Lahiji: Trotz anderer Versprechen des Kultusministeriums werden viele Bücher nicht zum Druck zugelassen!

Die Leiterin des iranischen Buchverlags „Roshangaran and Women Studies“, Shahla Lahiji, hat gegenüber der Nachrichtenagentur ILNA die Einschränkungen kritisiert, denen Buchverlage bei der Veröffentlichung von Büchern unterliegen. Trotz anderer Versprechen des Kultusministeriums würden viele Bücher nicht zum Druck zugelassen. Im Iran müssen VerlegerInnen für die Veröffentlichung ihrer Bücher eine Druckgenehmigung beantragen. Auch würden noch immer Bücher ihres Verlags zensiert, was die Qualität der Bücher beeinträchtige, so die 72-jährige Verlegerin. Zudem kritisiert Lahiji das geringe Interesse der IranerInnen an Literatur. Die Folge der geringen Nachfrage sei, dass von jedem Buch im Durchschnitt nur 520 Exemplare gedruckt würden, klagt Lahiji: „Dafür müssen sich die IranerInnen vor der ganzen Welt schämen.“
Musikklassen vor Wiedereröffnung                        
Die Musikklassen des 13.000 Mitglieder starken iranischen Dachverbandes der Musikschaffenden Haus der Musik sollen Meldungen zufolge nach dem Ende des Fastenmonats Ramadan wiedereröffnet werden. Die Musikklassen waren im Frühling dieses Jahres vom Kulturdezernat der Stadt Teheran aus religiösen Gründen geschlossen worden. „Musik hat lediglich die Aufgabe, die Religiosität der Menschen zu festigen. Der Musikunterricht des Haus der Musik hat es jedoch versäumt, diese Funktion der Musik zu vermitteln“, begründete damals der konservative Kulturdezernent Shahab Moradi den Entschluss seiner Behörde. Nach Angaben von Hamidreza Noorbakhsh, dem Direktor des Musikerverbandes, habe es jedoch zuletzt ein Zusammentreffen des Haus der Musik-Vorstands mit Moradi gegeben, bei dem der Kulturdezernent überzeugt worden sei, dass die Stadt Teheran mit der Wiederzulassung der Musikklassen aktiv einen Beitrag zur Verbesserung der Qualität der iranischen Musik leisten kann. Iranischen Medien zufolge hatten zudem Mitglieder des Teheraner Stadtrates auf die Wiederzulassung des Musikunterrichtes gedrängt.
„Verbrannte Stadt“ nun Weltkulturerbstätte
Schahr-e Sukhte ist iArchäologen zufolge mindestens 5.200 Jahre alt
Schahr-e Sukhte ist iArchäologen zufolge mindestens 5.200 Jahre alt

Schahr-e Sukhte, die „verbrannte Stadt“, ist in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen worden. Das entschied das Welterbekomitee der UNESCO auf seiner 38. Tagung in Doha. Damit ist Schahr-e Sukhte die 17. iranische Stätte, die von der UNESCO den Status Welterbe erhält. Die 1967 in der Provinz Sistan und Belutschistan entdeckte antike Stadt, deren Ausgrabung bis heute nicht vollständig abgeschlossen ist, soll Archäologen zufolge mindestens 5.200 Jahre alt sein. Shahr-e Sukhte gilt als größte prähistorische Fundstätte im Iran. Sie lieferte bis dato wichtige Informationen über bronzezeitliche Besiedlungen der Region. Die Stadt trägt ihren Namen, weil sie im Laufe ihrer Geschichte drei Mal durch Feuer zerstört wurde. Das Welterbekomitee der UNESCO forderte im Zusammenhang mit der Aufnahme der Stätte den Iran dazu auf, Maßnahmen zum Schutz der Fundstätte zu ergreifen und dem Komitee darüber Bericht zu erstatten.
  JASHAR ERFANIAN