Sufi-Anhänger wegen Mordverdacht hingerichtet

Mohammad Salas, ein Anhänger des Gonabadi-Ordens, ist am Montag im Rajaei-Shahr-Gefängnis in Karaj hingerichtet worden. Salas war zum Tode verurteilt worden, weil er im Februar bei Protesten der Derwische in Teheran drei Sicherheitskräfte mit einem Bus absichtlich überfahren haben soll. Der Vorwurf war umstritten. Laut seiner Rechtsanwältin Zeinab Taheri wurde Salas bereits drei Stunden vor der Tat verhaftet und war nicht der Fahrer des Busses. Auch mehrere Menschenrechtsorganisationen äußerten Zweifel daran, dass der Derwisch ein faires und rechtsstaatliches Verfahren bekommen habe.

Am Montag teilte Taheri über den Messengerdienst Telegram mit, der Leichnam ihres Mandanten sei heimlich und ohne Benachrichtigung seiner Familie in die Stadt Borudscherd im Westen des Iran gebracht und dort unter der Überwachung von 200 Sicherheitskräften beigesetzt worden.

Am 19. Februar hatten sich Dutzende AnhängerInnen der Gonabadi-Derwische vor der Polizeidirektion des Teheraner Bezirks Pasdaran versammelt und die Freilassung des 70-jährigen kranken Nematullah Riyahi gefordert. Die Versammlung eskalierte, als die Polizei versuchte, die DemonstrantInnen mit Schlagstöcken und Tränengas zu vertreiben. Mehr als 170 Gonabadi-Derwische mussten schwer verletzt in Krankenhäuser eingeliefert werden. Bei den Auseinandersetzungen waren drei Polizisten von einem Bus überfahren und getötet worden. Salas hat erst die Tat gestanden, später aber sein Geständnis widerrufen, da er  unter Folter dazu gezwungen worden sei.

Die Gonabadi-Derwische betrachten sich als schiitische Muslime, folgen aber nicht dem religiösen Führer der Islamischen Republik Ayatollah Ali Khamenei, sondern ihren eigenen Ordensleitern. Zahlreiche ihrer AnhängerInnen sitzen in Haft.

(fh)