Mehr Kinderehen in Ost-Aserbaidschan

In der Provinz Ost-Aserbaidschan haben die Verheiratungen minderjähriger Mädchen in den vergangenen zwei Jahren um 42 Prozent zugenommen. Bei den dort registrierten Scheidungen waren 14 Prozent der Ehefrauen und ein Prozent der Ehemänner minderjährig.

Die nordwestiranische Provinz hat landesweit die zweithöchste Rate von Kinderehen. Bei knapp 12.500 von rund 29.800 im Jahr 2018 in ihrer Provinz eingetragenen Eheschließungen seien die Ehefrauen minderjährig gewesen. Das erklärte die stellvertretende Direktorin des staatlichen Wohlfahrtsverbands (Behzisti) der Provinz Ost-Aserbaidschan, Fargol Sahaf,am Dienstag. Im gleichen Zeitraum seien 1.266 Ehen mit minderjährigen Männern registriert worden. Sahaf zufolge waren im Jahr 2009 7 Prozent der registrierten Eheschließungen so genannte Kinderehen. 2019 waren esdemnach bislang 11 Prozent.

Die meisten Kinderehen gibt es in der Provinz Zanjan im Nordwestiran. Im Jahr 2018 seien dort 1.400 Kinder unter 14 Jahren verheiratet worden, ließ der Vizegouverneur der Provinz kürzlich wissen. Landesweit seien es 37.000 gewesen.

Zwar hat der Iran 1990 die internationale Kinderrechtskonvention unterschrieben, aber dabei eine Bedingung gestellt. Sie lautet: „Islamisches Recht geht vor.“ So wird laut Paragraf 1014 des iranischen Zivilgesetzes, das auf islamischem Recht basiert, Eltern erlaubt, Mädchen ab dem 13. und Jungen ab dem 15. Lebensjahr zu verheiraten. Eltern von Mädchen unter 13 Jahren können von einem Richter die „Heiratsreife“ ihrerTochter bestätigen lassen.

Frauen- und KinderrechtlerInnen kämpfen seit Jahren für die Änderung des Gesetzes. Jegliche Versuche, das Heiratsalter für Mädchen auf mindestens 16 Jahren anzuheben beziehungsweise eine Eheschließung für unter 13-Jährige zu unterbinden, scheiterten bislang.