„Arme nordkoreanische Studenten“

Zwei der wichtigsten Themen, mit denen sich iranische Internetaktivisten in den vergangenen Tagen beschäftigten, waren der Tod des nordkoreanischen Diktators Kim Jong-Il und der Absturz der iranischen Währung. Eine Auswahl.
Iranische Twitter- und FriendFeed-Nutzer bringen die Situation in Nordkorea mit Ereignissen vor ihrer eigenen Haustür in Verbindung. Twitter-Nutzer Abellz etwa schreibt: „Ich hoffe, dass die Hezbollahis [radikale Anhänger des islamischen Regimes im Iran] einen Blick auf die Bilder aus Nordkorea werfen und das, was sie sehen, zu ihrem eigenen Tun in Verhältnis setzen.“
FairyOoO sagt: „Ich mache mir keine Sorgen über das nordkoreanische Volk, denn dies ist auch mein Schicksal … Ich sorge mich um mich selbst.“
FriendFeed-User Hootan fragt: „In Anbetracht der Tatsache, dass Nordkorea um 21 Uhr den Strom im gesamten Land abschalten muss, da es nicht genug produzieren kann – ist da nicht die Anreicherung von Uran eine wertvolle Sache?“
Ashmogh postet ein Satellitenbild bei Nacht, auf dem Nordkorea in der Dunkelheit liegt während Südkorea leuchtet. Er schreibt dazu: „Dies ist die Nuklearmacht Nordkorea!“ Und warnt den Iran: „Seht Euch vor, das ist das Vermächtnis eines Diktators an sein Land.“

Wieder andere machen sich lustig über den Tod von Kim Jong-Il und ziehen Parallelen zum Tod des verstorbenen iranischen Revolutionsführer Ajatollah Khomeini. Arash Behdarvandan verweist darauf, dass das Lesen von Khomeinis ideologischem Testament ein obligatorischer Unterrichtsbestandteil an iranischen Universitäten ist: „Arme nordkoreanische Studenten – ab dem kommenden Semester brauchen sie bestimmt einen Schein in ‚Kim Jong’s will’ [Kim Jongs Wille]“.
Der US-Dollar legt gegenüber dem iranischen Rial zu
In der vergangenen Woche verzeichneten der US-Dollar, der Euro und das britische Pfund enorme Wertsteigerungen gegenüber dem iranischen Rial. Am Dienstag kostete der Dollar auf Teherans inoffiziellem Wechselmarkt 15.000 Rial. Davon ausgehend, dass dieser Trend sich fortsetzen wird, investierten Privatanleger in die ausländischen Währungen. Vor den Banken bildeten sich lange Schlangen, da zahlreiche Iraner US-Dollar zum offiziellen Kurs von 11.000 Rial kaufen wollten, um sie dann auf dem Schwarzmarkt zum höheren Preis wieder zu verkaufen.
Auch das war ein heiß diskutiertes Thema im iranischen Cyberspace. Da die Wechselkurse stündlich variieren, bildeten sich auf den Plattformen Facebook  und Twitter zahlreiche Gruppen mit spezifischen Hashtags und dem Ziel, die Auf-und-Ab-Bewegungen zu dokumentieren. Eine der Facebook-Gruppen konnte mehr als 15.000 „likes“ verzeichnen.
Jadi fragte seine “Followers” auf FriendFeed: “Sind die Preise, die ihr hier angebt, echt oder sind das nur Zahlen? Ich meine, finden tatsächlich reale Transaktionen statt?“
Twitter-Nutzer Torgheh meint: „Es sieht aus, als würde die Regierung Geld benötigen, wenn sie sich auf dieses Spiel einlässt. Einige werden großzügig profitieren, oder?“
Ehsanpour ist ähnlich misstrauisch: „Ich weiß nicht, wo das Ganze hinführt, aber es ist die Konsequenz von Bahmanis [amtierender Chef der iranischen Zentralbank] Inkompetenz und der Inkompetenz seiner Mitarbeiter. Ich hasse diesen Abschaum.“
Wieder andere zeigten sich besorgt über die Preisentwicklungen, die auf den Wechselkurs zurückzuführen sind. Pooyamax twittert seine Bedenken in Bezug auf Bildung: „Wer kann sich angesichts dieser Preisentwicklung noch Bildung im Ausland leisten? Wir werden alle hier feststecken.”
Quelle: Iran Media Program
Aus dem Englischen: Resa Mohabbat-Kar
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