40 Jahre Kampf gegen Frauenrechte

Armut, Arbeitslosigkeit, Drogensucht, Straftaten und Obdachlosigkeit haben im Iran auch ein weibliches Gesicht. Das Einstiegsalter von Prostituierten nimmt weiterhin ab und immer mehr Frauen (und Männer) infizieren sich mit Geschlechtskrankheiten. Dies gehört ebenso zu den Paradoxien eines Regimes, das nicht nur „Reinheit“ und „islamische Keuschheit“ versprochen hatte, sondern auch „die Frauen vom Ware-Sein, wie es im Westen der Fall ist, befreien“ wollte.
Eine große Rolle spielt hier die iranische Diaspora. Es sind viele Aktivistinnen und Feministinnen im Ausland, die dafür sorgen, dass eine Verbindung zwischen Aktivistinnen im Inland und internationalen Organisationen entsteht und die unterdrückten Iranerinnen, etwa die, die im Gefängnis sitzen, nicht in Vergessenheit geraten. Sie setzen sich weiterhin dafür ein, die Gesellschaft für Menschen- und Frauenrechte zu sensibilisieren. Die sozialen Netzwerke haben in den letzten Jahren den Weg für die Zusammenarbeit zwischen In- und Ausland geebnet.

Iranische Frauenaktivistinnen in der ganzen Welt unterstützen seit 2009 die Frauenbewegung innerhalb des Iran stärker als je zuvor
Iranische Frauenaktivistinnen in der ganzen Welt unterstützen die Frauenbewegung innerhalb des Iran stärker als je zuvor

 
Eine furchterregende Aussicht

Parallel zu den Bestrebungen Richtung Gleichberechtigung, Frauen- und Menschenrechte keimen allerdings immer mehr religiöser Fundamentalismus, Populismus sowie rassistischer und sexistischer Nationalismus auf der internationalen Ebene. Die zerbrechliche und unruhige Lage des Nahen Ostens und die besorgniserregenden und gefährlichen politischen Entwicklungen in den USA und einigen anderen Ländern, die schlechte Wirtschaftslage im Iran, die andauernde Feindseligkeit des Landes gegenüber anderen Ländern, die Sanktionen, die Restriktionen der Zivilgesellschaft und die anhaltende Unterdrückung, die Umweltzerstörung sowie der Verfall der Moral und des gesellschaftlichen Zusammenhalts stellen die Rechte und Forderungen von Frauen in den Schatten der alltäglichen Not, Sorgen und Ungewissheit.
Zerstörungen und Gewalttaten, Bitternisse, Korruption und Lügen, Arbeitslosigkeit, steigende Preise und Frustration belasten die Körper und Seelen vieler.
Im vierzigsten Geburtsjahr der „Islamischen Republik“ sehe ich die Lage des Iran im Ganzen und besonders die der Frauen in naher Zukunft – trotz meines Positivismus – schwarz und sehr besorgniserregend.♦

 NAYEREH TOHIDI

Übertragen aus dem Persischen und überarbeitet von Iman Aslani.
Quelle: DW 

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