Smog-Katastrophe im Iran

Wegen drastischer Luftverschmutzung wurden in der iranischen Hauptstadt alle Schulen und staatliche Einrichtungen für zwei Tage geschlossen. Auch aus anderen Städten wird Alarmstufe Rot gemeldet.
Eine dichte graue Wolke bedeckt den Teheraner Himmel. Kopfschmerzen, Brennen der Atemwege und  Müdigkeit sind nur einige der vielen Beschwerden, mit denen Teherans Bewohner in diesen Tagen zu kämpfen haben. Alle öffentlichen Einrichtungen bis auf Krankenhäuser und Banken bleiben deshalb am 4. und 5. Dezember geschlossen. Der Smog enthalte keine gefährlichen Gifte, behauptet gleichzeitig Teherans Gouverneur Morteza Tamadon. Die Bewohner sollten lediglich wegen der „erhöhten Schadenstoffkonzentrationen in den kommenden Tagen ihre Autos stehen lassen“, mahnt er.
Fatale Folgen der Luftverschmutzung
Laut aktuellen Angaben des Zentrums zur Überwachung der Luftqualität in Teheran hat sich die Schadstoffkonzentration der Luft in der iranischen Hauptstadt in den vergangenen sechs Jahren stetig erhöht. 2011 wurde an 218 Tagen „Alarmstufe Rot“ registriert, die höchste Smog-Stufe.
Ursachen für die Luftverschmutzung sind unter anderem die mangelnden technischen Überprüfungen und fehlende  Abgasvorschriften für Fahrzeuge. Vor allem Motorräder werden nicht streng genug kontrolliert. Laut offiziellen Angaben aus dem Jahr 2011 werden in Teheran täglich mehr als 1.000 Tonnen Luftschadstoffe durch Autos produziert. Laut Teherans Verkehrspolizeichef, Hossein Rahimi, mussten allein in der vergangenen Woche rund 2.000 Autos wegen veralteter Abgassysteme aus dem Verkehr gezogen werden. Etwa weitere 5.000 Fahrzeuge hätten eine Abmahnung erhalten.
Täglich pusten rund vier Millionen Fahrzeuge ihre Abgase in die Teheraner Luft. „Viel zu viele“, meint der Verkehrspolizeichef: „Laut Berechnungen hat die Hauptstadt lediglich eine Kapazität für 800.000 Autos.“
Hohe Todesrate

Teheran in diesen Tagen

In Irans Großstädten trifft man immer häufiger Menschen, die eine Mundschutz tragen

Alarmierend sind auch die Angaben über Todesfälle durch Smog: Durchschnittlich sollen jährlich etwa 13.000 Menschen in Teheran infolge der Luftverschmutzung ihr Leben verlieren. Herzkranke und Menschen mit Atemwegsbeschwerden sind am stärksten betroffen. Das sind allerdings inoffizielle Zahlen, die aber aus sicheren Quellen stammen und deshalb auch von renommierten  iranischen Zeitungen zitiert werden. Als offizielle Zahl gibt der stellvertretende iranische Gesundheitsminister, Mohammadreza Nadjafi, die jährliche Sterberate durch Luftverschmutzung mit 5.000 Menschen an.

Versagen der Behörden
Yousef Rashidi, Direktor des Teheraner Zentrums zur Überwachung der Luftqualität, kritisiert die Verantwortlichen: „Wir stehen vor eineKollektion von gefährlichen Schadstoffen und nicht umgesetzten Maßnahmen.“ Neben dem Verlust an Menschenleben sei auch ein jährlicher finanzieller Schaden in Höhe von acht Milliarden Dollar zu beklagen, merkt Rashidi an. 
Die Hauptursache für das Versagen der Verantwortlichen sieht er in „nicht ausreichend qualifiziertem Personal und oberflächlichen und nicht ausreichend strengen Regeln“. Im Oktober 2012 veröffentlichte Rashidi neue Zahlen: Der Asbestgehalt in der Teheraner Luft ist demnach durchschnittlich 70 Mal und der CO2-Gehalt etwa 10 Mal höher mehr als internationale Standardwerte. Der Begriff „Asbest“ fasst dabei eine Gruppe nicht brennbarer Minerale mit faseriger Struktur zusammen. Sie werden überwiegend als widerstandsfähiges Baumaterial, zum Brandschutz und zur Isolation verwendet und als krebserregend eingestuft.
Auch andere Provinzen stark betroffen
Auch in anderen Teilen des Landes, wie etwa in der Provinz Isfahan, wurde Alarmstufe Rot gemeldet. In sechzehn Kleinstädten dort wurden in diesen Tagen deshalb die Kindergärten geschlossen. Doch obwohl der Smog einen Rekordstand erreicht hat, seien nach wie vor viele Autos unterwegs und es gebe jede Menge Staus, meldet die iranische Nachrichtenagentur ISNA.
Auch in der Stadt Arak blieben laut ISNA zwei Tage lang Schulen und Universitäten wegen Smogs geschlossen. Andere Einrichtungen wie Banken und Fabriken nahmen am 4. Dezember ihre Arbeit mit zweieinhalbstündiger Verspätung auf. Die Lage in Arak sei kritisch, so die Nachrichtenagentur.
fh/fp