Reaktionen der iranischen Internetuser auf den Film „Innocence of Muslims“

Der im Internet verbreitete Film „Innocence of Muslims“ löste in einigen islamischen Ländern Massenproteste aus. Der als islamfeindlich bezeichnete Film war in den letzten Tagen auch ein heiß diskutiertes Thema bei den iranischen InternetaktivistInnen.
„Mehr als 90 Prozent der Leute, die gegen den Film Protestieren, haben den Film nicht gesehen.“ Diese Kritik des Twitter-Nutzers Masoud teilen viele iranische Internetuser. Azadeh schreibt: „Keiner sagt, worum es in dem Film, der dieses Chaos ausgelöst hat, überhaupt geht. Alle sprechen nur von dem ‚beleidigenden‘ Film.“
Khosrow stellt eine Verknüpfung zwischen den Ereignissen um diesen Film und der Salman-Rushdie-Affäre her. Der Gründer der Islamischen Republik Iran, Ayatollah Rouhollah Khomeini, sah 1989 in Rushdies „Satanischen Versen“ eine Beleidigung des Islam, und forderte die Tötung des britischen Autors. „Nun hat man wegen diesem beleidigenden Film den amerikanischen Botschafter [in Lybien] getötet“, schreibt Khosrow. Er fügt in seiner Post auf Twitter hinzu: „Ich vermute, der Regisseur des Films wird nun genauso berühmt wie Salman Rushdie.“
Kritik an gewaltsamen Aktionen
Viele iranische Internetnutzer kritisierten die gewalttätigen Reaktionen auf den Film, vor allem die Tötung mehrerer US-Diplomaten in Libyen. SamKia meint, die Wut der Protestierenden würde falsche Personen treffen: „Es ist gut, weise zu sein. Es wurde also in den USA ein sehr schlechter und beleidigender Film über den Islam produziert. Was kann der Botschafter dafür? Warum soll er sterben?“
Lord Farhad kritisiert: „Man hat einen Film produziert, der den Islam aus einer hässlichen, gemeinen Perspektive her zeigt. Nun protestieren Muslime und töten den US-Botschafter, um zu zeigen, wie unwahr diese Perspektive ist.“ Tofeyli stimmt ihm zu: „Die Moslime haben in den vergangenen Tagen tausende Filme gegen sich selbst gedreht.“
Ein Amateurfilm

Protest gegen die US-Botschaft in Jemen. Foto: www.hamblogi.ir
Protest gegen die US-Botschaft in Jemen. Foto: www.hamblogi.ir

Einige Nutzer sprechen über die „schlechte Qualität“ und die „amateurhafte Produktion“ des Films. Arezoo schreibt dazu: „Die extrem niedrige Qualität des Films beleidigt mich mehr als der Inhalt!“ AmirAli findet die Produktion lächerlich: „Dieser Film ist so lustig. Die Spezialeffekte bringen mich zum Heulen vor Lachen. Verglichen damit ist der Film „300“ [ein amerikanischer Film, der vor 5 Jahren zu Protesten der Iraner im Internet geführt hat] ist ein Meisterwerk. „
Sushyant kritisiert die „Doppelmoral“ mancher Iraner: “Diese Leute auf Facebook, die so sauer sind auf die Beleidigung des Propheten, sind das nicht dieselben Leute, die Cartoons über Moses tauschen?“

Aktionen gegen den Film
Auf der anderen Seite des Spektrums gibt es Iraner, die die Proteste unterstützen und die Kritik über die Reaktionen der Gläubigen für ungerechtfertigt halten. FriendFeed Nutzer Amir schreibt: „Ich verstehe die Leute nicht, die sich über den Islam und [die Reaktion der] Muslime aufregen. Ich denke, sie ärgern sich allgemein über die Muslime, suchen dafür aber nach Rechtfertigungen.“ Googl+ Nutzer Saeed postet ein Bild von Obama und kommentiert: „Obama meint, dass der Film beleidigend ist, aber keine Gewalt rechtfertigt. Was er wirklich mein ist: Ja, wir haben euch beleidigt, jemand hat den Koran verbrannt, es gab ein beleidigendes Cartoon und es gab den Film „300“, aber es gibt keinen Grund zur Gewalt. Vielmehr erwarte ich bestimmte Dinge von Euch, liebe Muslime. Tut mir einen Gefallen und sorgt für die Sicherheit unserer Staatsbürger in euren Ländern. Lasst uns doch bitte gleich nachdem wir euch beleidigt haben, einen Dialog abhalten. Das Recht auf freie Meinungsäußerung der Filmcrew, und von Terry Jones [der amerikanische Pastor, der öffentlich einen Koran verbrannt hat – d. Red.], muss ebenfalls gewährleistet werden.“
Transparency for Iran

Auf Facebook und Google+ wurden mehrere Protestseiten eingerichtet. Auf einer Seite wird vorgeschlagen, die Ölexporte „an diejenigen Läner, die den großen Propheten beleidigen“ zu unterbinden. Ein anderes Beispiel ist die Petition „gegen den Anti-Islamfilm“, die von mehr als 52.000 Menschen unterzeichnet worden ist.
FP
Aus dem Englischen von: Resa Mohabbat-Kar
Quelle: Iran Media ProgrammThe Iran Media Program is a collaborative network designed to enhance the understanding of Iran’s media ecology. Our goal is to strengthen a global network of Iranian media scholars and practitioners (the Iran Media Scholars Network) and to contribute to Iran’s civil society and the wider policy-making community by providing a more nuanced understanding of the role of media and the flow of information in Iran. More.