Frauensport im Iran

Um ihrer Ausgrenzung entgegenzutreten, versuchen Frauen, sich für internationale Wettkämpfe zu qualifizieren und möglichst mit Gold oder Silber in den Iran zurückzukehren. Doch selbst wenn sich weibliche Sportlerinnen in einer für sie zugelassenen Sportart für internationale Wettbewerbe qualifizieren, kann es sein, dass sie wegen der diskriminierenden Gesetzeslage nicht daran teilnehmen dürfen: wenn ihr Ehemann ihnen keine Ausreiseerlaubnis erteilt. Denn eine iranische Frau darf ohne schriftliche Genehmigung ihres Mannes das Land nicht verlassen. So ist eine Sportlerin, die sich hart vorbereitet hat, am Ende dessen Gnade ausgeliefert.
Im Frühling 2017 wurde Zahra Nemati, Irans Meisterin in Bogenschießen und bereits Gold-Gewinnerin bei Olympischen Spielen, die aufgrund ihrer körperlichen Einschränkung an den Paralympics in Rio teilnehmen wollte, daran gehindert, das Land zu verlassen. Ihr Ehemann, selbst Sportler mit Einschränkung, hatte sich geweigert, ihr eine Ausreisegenehmigung zu erteilen. Nemati gehört zu den wenigen Sportlerinnen, die sowohl von Olympischen Spielen wie von Paralympics Gold nachhause gebracht haben.
Zwei Jahre davor war Niloofar Ardalan, Kapitänin des iranischen Fußball-Teams, von ihrem Ehemann daran gehindert worden, an den Asienmeisterschaften teilzunehmen. Er hatte sich geweigert, ihr die Ausreiseerlaubnis zu erteilen.
Weltspiegel-Reportage über eine iranische Kickboxerin:

Ringen und Boxen war für Frauen seit der Revolution ein No Go. Zehn Jahre lang waren diese Sportarten für beide Geschlechter nicht zugelassen. Auch danach war es kein leichtes Unterfangen, mit verhülltem Kopf und Körper in den Ring zu steigen. Die Föderation für Frauen-Kampfsport hat deshalb neue Bekleidung für Ringen und Boxen entworfen.
Im vergangenen Jahr gab die Internationale Liga für Ringen bekannt, dass sie den Wünschen islamischer Sportlerinnen entsprechen will und klassisches Ringen mit Vollbekleidung erlaubt. Eine schwer umzusetzende Lösung, die dennoch die einzige für Frauen im Iran ist, die Kampfsport betreiben wollen.
Nicht nur Sportlerinnen, sondern auch Sportreporterinnen werden häufig ausgegrenzt. Wenn sie in seltenen Fällen berichten, dann oft über Tischtennis oder und Skifahren in wenig attraktiven Fernsehprogrammen. Die Kampagne „Die Reporterin“ soll mit dem Slogan „Reporterinnen, wir vermissen Eure Stimme bei Sportreportagen“ auf diese Tatsache aufmerksam machen. Prominente wie die Schauspielerin Mahnaz Afshar haben sich der Kampagne angeschlossen.
Schwimmen war bis vor einigen Jahren ein absolutes Tabu für Frauen im Iran. Elhamosadat Asghari versuchte, das Schwimmverbot für Frauen zu überwinden, indem sie von Kopf bis Fuß bekleidet mit einem Gewand, dass die Konturen des Körpers nicht zeigte, 20 Kilometer schwamm. Obwohl sie das in einem nur für Frauen vorgesehenen Teil des Strandes tat, erkannte man ihren Rekord nicht an.
Elhamosadat Asghari in dem Videoclip: Sie zeigt ihr Schwimmkleid und bittet iranische Frauen, sich durchzusetzen, denn „Schwimmen ist nicht nur Männersache“!

Tanz und Parkour
Tanz und Parkour sind nicht zugelassene Sportarten für Frauen, die jedoch weit verbreitet sind, wie man in sozialen Netzwerken oder auf YouTube sehen kann. Immer wieder werden einige der Frauen, die ihre Aktivitäten dort zeigen, verhaftet. Ein prominenter Fall ist Maedeh Hojabri. Ihre Spezialgebiete sind Tanzen, Parkour und Gymnastik. Die siebzehn Jährige wurde im Sommer 2018 festgenommen und gezwungen, im staatlichen Fernsehen Reue zu zeigen. Das hat eine große Protestwelle ausgelöst. Der Justiz erklärte, der Film sei nicht mit ihrem Einverständnis gedreht worden.
Mir-Mehdi Joule, Schauspieler und Drehbuchautor, schreibt in Zusammenhang mit Korruption und Veruntreuung: „Warum tanzen die Korrupten und Betrüger nicht!? Ich wünschte, alle Ehrenlosen, Korrupten, Lügner und Betrüger und Diebe wären Frauen. Dann wären sie wegen einer Haarsträhne, wegen Tanzens und Singens oder nur wegen eines Lächelns drangekommen. Gott sei Dank: Seit die Tänzerinnen verhaftet wurden, boomt der Markt, ist der Dollar umsonst, der Strom günstig und wir werden nicht mehr von Wassermangel bedroht.“
© Iran Jounral

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